Im Oktober 2019 erinnern sich viele Sachsen an die Friedliche Revolution vor 30 Jahren. Im September 1989 fanden sich Tausende zu Montagsdemonstrationen in Leipzig ein. Im Zuge der Ausreise von DDR-Bürgern über die Prager Botschaft gab es Demonstrationen am 4. Oktober in Dresden und die ersten großen Massenproteste mit über 10.000 Teilnehmern am 7. Oktober in Plauen. Es war der Tag des 40-jährigen Bestehens der DDR, doch immer mehr Menschen sahen keinen Grund zum Feiern. Der Ruf nach Freiheit und Demokratie wurde immer lauter. Die Demonstrationen mit dem Aufruf „Wir sind das Volk!“ fanden einen ihrer Höhepunkte am 9. Oktober 1989, als rund 70.000 Menschen auf dem Leipziger Innenstadtring friedlich demonstrierten. Diese Demonstration markierte einen Wendepunkt der Ereignisse im Herbst 1989.
An den größten der nachfolgenden Montagsdemonstrationen in Leipzig beteiligten sich über 300.000 Bürgerinnen und Bürger. In den Herbstwochen 1989 gab es auch in vielen weiteren Städten der DDR Kundgebungen und Demonstrationen. Es waren diese Demonstranten, die den Fall der Mauer am 9. November 1989 herbeigeführt haben, die für Demokratie an „Runden Tischen“, für die ersten freien Volkskammerwahlen am 18. März 1990 und die deutsche Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 eingetreten sind.
Zum Gedenken an die Ereignisse vor 30 Jahren fand am 9. Oktober 2019 im Leipziger Gewandhaus ein Festakt statt, zu dem auch der Landesvorsitzende des Sächsischen Lehrerverbandes Jens Weichelt eingeladen war. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Ministerpräsident Michael Kretschmer, Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung und die Bürgerrechtlerin Freya Klier sprachen als Festredner der Veranstaltung. Letztere erinnerte in ihrer Rede nochmals sehr anschaulich an die politischen Zustände in der DDR und formulierte als 11. Gebot: „Du sollst nicht vergessen“. Frank-Walter Steinmeier bewunderte vor allem den ungeheuren Mut der Vielen in Sachsen: „Aber ahnte ich wirklich, wie viel Mut erforderlich war, um aus anfänglichen Demonstrationen einen Aufbruch werden zu lassen, der zur Revolution wurde?“ Er gab auch zu, dass die gewaltige Leistung des Umbruchs der Menschen im Osten „lange Zeit nicht ausreichend gewürdigt“ wurde. Der eigene Einsatz und Kampf für die Freiheit und Demokratie ist heute aktueller denn je in der deutschen Gesellschaft. Der Bundespräsident appellierte an die Gäste im Saal mit den Worten: „Die Verantwortung für unsere Demokratie, für unsere Zukunft, sie liegt auch ein gutes Stück weit bei jedem einzelnen Bürger, bei jeder einzelnen Bürgerin. (…) Es ist richtig: Manchmal braucht es Mut, sich dieser Verantwortung zu stellen, sie zu tragen.“
In der politischen Umbruchphase der Jahre 1989 und 1990 gab es auch erste Initiativen von Lehrerinnen und Lehrern zur Umgestaltung des Schulwesens und zur Bildung einer wirksamen Interessenvertretung. Das Resultat war die Gründung des Sächsischen Lehrerverbandes am 10. März 1990. Zur Gründungsveranstaltung in der Pestalozzi-Schule in Aue fanden sich rund 270 sächsische Lehrerinnen und Lehrer zusammen. In einer mutigen Aufbruchsstimmung stellten die Gründungsmitglieder erste weitreichende Forderungen an die neu zu wählende demokratische Regierung. Neben der Ablösung der alten Schulfunktionäre, welche die bisherigen Machtstrukturen der DDR verkörperten, wurden auch die Einführung von Personalräten sowie eine demokratische Schule gefordert. Nach der ersten demokratischen Landtagswahl in Sachsen am 14. Oktober 1990 begann eine breite Diskussion zum Schulgesetz und dem künftigen Schulsystem im Freistaat. Auch der SLV hat sich in dieser Debatte sehr aktiv eingebracht. Im Ergebnis entstand ein Schulsystem, das sich in den Folgejahren mehrere andere Bundesländer zum Vorbild genommen haben. Bis heute zeigt sich anhand von Spitzenplätzen in mehreren internationalen und nationalen Vergleichsstudien, dass sich das sächsische Schulsystem über die Jahre hinweg bewährt hat und unsere Lehrerinnen und Lehrer eine hervorragende Arbeit leisten. Der SLV setzt sich daher auch in Zukunft für Kontinuität im Schulsystem und die gesellschaftliche Wertschätzung des Lehrerberufs ein.