Die vom Kultusministerium am 13. Oktober 2025 vorgestellten Ergebnisse der Arbeitszeituntersuchung sächsischer Lehrkräfte und Schulleitungen bestätigen, was seit Jahren bekannt ist: Die Belastung im Schuldienst ist dauerhaft zu hoch. Besonders betroffen sind Teilzeitlehrkräfte und Schulleitungen.
„Die Ergebnisse zeigen, dass Lehrkräfte und Schulleitungen in den Schulwochen mehr arbeiten als ihre vereinbarte Sollzeit. Statt diese Realität endlich anzuerkennen, setzt Minister Clemens mit seinem Maßnahmenpaket noch eins drauf. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Kolleginnen und Kollegen.“ − René Michel, 1. stellvertretender Landesvorsitzender des SLV
Die Untersuchung verdeutlicht, dass Schulleitungen im Jahresdurchschnitt deutlich mehr leisten, Teilzeitlehrkräfte in Schulwochen ebenfalls spürbare Mehrarbeit erbringen und die Belastung im Laufe des Jahres stetig zunimmt. Ferien mindern den Druck nur bedingt. Zufriedenheit nimmt ab, Frustration wächst. Das ist kein individuelles Problem, sondern Ausdruck einer strukturellen Schieflage.
René Michel kritisiert auch das Kommunikationsverhalten des Ministers: „Dass Kultusminister Clemens jetzt eine Teilauswertung veröffentlicht, um die Debatte in seinem Sinne zu steuern, ist ein Affront gegenüber den Lehrkräften. Das fühlt sich wie ein weiterer Schlag ins Gesicht an.“
Die Ergebnisse zur sogenannten „Minderarbeit“ einzelner Lehrkräfte bewertet der SLV kritisch.
„Viele Kolleginnen und Kollegen mussten erstmals minutengenau mit einer App ihre Tätigkeiten erfassen. Der sehr fein ausdifferenzierte Aufgabenkatalog hat sicher zu Verwirrungen geführt und Eintragungsfehlern beigetragen. Diese Zahlen dürfen nicht missbraucht werden, um die Arbeitsbelastung kleinzureden.“ − René Michel
Die Studie zeigt zudem, dass die stärkste Belastung nicht aus dem Unterricht selbst erwächst, sondern aus organisatorischen Anforderungen, fehlenden Ressourcen und zusätzlichen Aufgaben. „Unsere Lehrkräfte wollen unterrichten – doch sie verlieren sich zunehmend in außerunterrichtlichen Pflichten“, so René Michel.
Für den SLV ergibt sich aus den Studienergebnissen eine klare Schlussfolgerung: Das vom Minister vorgelegte Maßnahmenpaket verschärft die Situation weiter und muss zurückgenommen werden.
„Der Arbeitgeber hat eine Schutzfunktion und eine Fürsorgepflicht. Diese Pflicht verletzt er, wenn er trotz klarer Daten die Belastungen noch weiter erhöht. Lehrkräfte und Schulleitungen brauchen echte Entlastung — nicht neue Aufgaben. Deshalb fordern wir, dass Assistenz- und Verwaltungsstellen dauerhaft finanziert und unbefristet besetzt werden.“ − René Michel
Die Untersuchung belegt außerdem, dass zwei Drittel der Lehrkräfte und Schulleitungen ihre Ferien nutzen, um Liegengebliebenes aufzuarbeiten. Weniger als die Hälfte fühlt sich nach dieser Zeit tatsächlich erholt. Gleichzeitig sinkt die Zufriedenheit im Jahresverlauf, die Frustration nimmt zu. „Das ist ein Alarmsignal. Wenn die Regierung jetzt nicht handelt, riskieren wir, dass die Schulen weiter ausbluten. Wir brauchen weniger Show-Politik und mehr echte Entlastungen. Das System fährt längst im roten Bereich“, warnt René Michel.
Auf Grundlage der Ergebnisse fordert der SLV entschlossene Schritte: Das Maßnahmenpaket des Kultusministeriums muss zurückgenommen, die Regelstundenzahl gesenkt und die Lehrkräftearbeitszeitverordnung auf den Stand vor den Änderungen im August 2025 zurückgeführt werden. Stundentafeln sind dort zu kürzen, wo keine Abschlussrelevanz besteht. Das gleichzeitige Unterrichten in mehreren Klassen ist sofort zu unterbinden. Zudem müssen für Schulassistenzen und Schulverwaltungsassistenzen eigene Haushaltsstellen eingerichtet und diese dauerhaft unbefristet besetzt werden.