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Aufwachsen mit Digitalisierung – Was rät der Sozialwissenschaftler Andreas Günther?

©R. Eichele

Am Nachmittag des 26. Oktobers 2018 fand im Studio 5 der media city leipzig der 13. Grundschullehrertag zum Thema „Aufwachsen mit Digitalisierung“ mit anschließender MDR-Studiotour statt, zu dem der Fachverband Grundschulen eingeladen hatte. Der freiberuflich tätige Sozialwissenschaftler Andreas Günther referierte auf unterhaltsame Weise zu diesem brisanten, aktuellen und interessanten Thema. Häufig gestellte Fragen sind: Wie viel Zeit dürfen Kinder im digitalen Raum verbringen? Welche Inhalte sind gut, welche schlecht für die Entwicklung? Diese Fragen sind durchaus berechtigt.

Digitalisierung und Kindheit

Wir alle wissen, dass die Konsumenten an den Bildschirmen immer jünger werden. Es ist ein globales Phänomen, Digitalisierung erreicht auch die „letzten Ecken“ der Welt!

Was wir noch nicht wissen:
Ob und wie Digitalisierung auf die Kinder und ihre Kindheit wirkt. Da es eine relativ neue Entwicklung ist, gibt es dazu noch keine Langzeitstudien. Es gibt erste „Hinweise“, dass die physische und psychische Entwicklung beeinflusst wird. Die Kausalität ist aber (noch) nicht bewiesen.

Was wir aber schon länger wissen:
Smartphones sowie andere digitale Medien sind Mittel zum Zweck. Der Referent erklärte an realen, anschaulichen Beispielen, auch anhand seiner Söhne im Teenageralter, warum wir etwas tun oder nicht. Jede Handlung und Tätigkeit wird zu einem bestimmten Zweck ausgeführt. Jeder Zweck hat einen Nutzen, einen Anreiz, aber es entstehen dabei auch Kosten oder es führt zu Sanktionen. Erlauben oder verbieten? Unreflektierte Handybenutzung? Digitalisierung durch Verbote regeln? „Zuckerbrot und Peitsche“? Sehr schwierig. Andreas Günther bekräftigt: Kommunikation mit den Kindern ist sehr wichtig! Das Zauberwort heißt WARUM! Beobachten, verstehen, überlegen, ob etwas zu verändern geht, d. h. strategisches Herangehen, mit dem Kind reden. Es wird zu schnell bewertet, aber einen Bewertungsmaßstab gibt es nicht. Und „Verregelung“ führt zu Sanktionen, diese betrachtet er skeptisch. Das Handy verbieten? Sinnlos!

Fazit dieses sehr bewegenden Themas

Keine Angst vor Digitalisierung, denn sie eröffnet Kindern wie Erwachsenen erweiterte Handlungsmöglichkeiten. Sie gehört zum sozialen Leben dazu. Verbote sind lediglich „NOTlösungen“. Wichtig ist ein bewusster Umgang mit digitalen Medien. Hinterfragen wir, welchen Nutzen es für das Kind hat. Man sollte ihnen dabei die Kosten digitaler Medien transparent machen, Verbote dagegen maßvoll und sanktionsfähig einsetzen. Konzentrieren wir uns auf die Zweckebene und setzen das Zauberwort „Warum“ ein, um die Kinder zu verstehen.
Aber die allerwichtigste Lösung ist: Eltern, Großeltern und „Profis“ sollten die „analoge Welt“ für unsere Kinder attraktiv(er) gestalten. Wir älteren Kolleginnen und Kollegen, die schon Enkel betreuen, wissen allemal, dass bei Oma und Opa zusammen gespielt, im Garten, auf den Wiesen und im Wald getobt, die Natur erlebt und der eigene Körper gespürt wird. So lässt sich die „moderne“ Welt unbeschadeter erobern.

Es war erfrischend, unterhaltsam und lehrreich zugleich, Herrn Günthers Ausführungen, die aus dem Leben gegriffen waren, zuzuhören. Der Beifall der Zuhörenden zeigte, dass wir zum Nachdenken gekommen waren und seine Impulse und Anregungen in unseren Alltag nehmen werden.

Die Präsentation zum Vortrag von Andreas Günther finden Sie im Mitgliederbereich.