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Das Infektionsgeschehen im Einzugsbereich der Schule muss über die Organisation des Schulbetriebs entscheiden

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

An der Mitgliederbefragung des Sächsischen Lehrerverbandes haben sich über 2.300 Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten und aus allen Regionen des Freistaates beteiligt. Somit ist dieses Meinungsbild repräsentativ für Sachsen.
Die große Mehrheit der Lehrkräfte erwartet, dass auch während der zweiten Welle der Corona-Pandemie die Schulen geöffnet bleiben. Je nach Infektionsgeschehen im Einzugsbereich der Schule sollte sowohl ein Normalbetrieb mit Unterricht nach regulärem Stundenplan für alle Schüler, als auch ein eingeschränkter Regelbetrieb mit Gewährleistung einer strikten Klassen- bzw. Gruppentrennung und dem Einhalten von Mindestabständen durch Klassenteilung möglich sein. Voraussetzung ist jeweils die Einhaltung entsprechender Hygienekonzepte.

Das Meinungsbild des ersten Fragekomplexes zur Organisationsform des Unterrichts während der Pandemie lässt sich wie folgt zusammenfassen:

  • hohe Zustimmung zum grundsätzlichen Normalbetrieb, wenn es das Infektionsgeschehen im Einzugsbereich der Schule zulässt und solange nicht nachweislich Infektionen in den Schulen übertragen werden
  • hohe Zustimmung zum eingeschränkten Regelbetrieb, wenn das Infektionsgeschehen im Einzugsbereich der Schule bestimmte Grenzwerte übersteigt
  • keine klare Mehrheit für einen eingeschränkten Regelbetrieb an allen Schulen in der gegenwärtigen Situation
  • wenig Zustimmung zum Homeschooling in der gegenwärtigen Situation.

Im zweiten Fragekomplex „Bewertung von Maßnahmen des Gesundheitsschutzes“ finden folgende Maßnahmen die größte Zustimmung und werden auch als realistisch betrachtet:

  • Häufiges Lüften der Unterrichtsräume
  • FFP2-Masken für Lehrkräfte in guter Qualität
  • Entzerrung des Schülerverkehrs durch zusätzliche Busse/Bahnen oder gestaffelten Schulbeginn
  • Mund-Nasen-Bedeckung für Schüler und Lehrkräfte, wenn 1,5 m Abstand nicht eingehalten werden kann

Wenn es das Infektionsgeschehen im Einzugsbereich der Schule zulässt, sollte der Unterricht in Sachsen weiterhin grundsätzlich im Normalbetrieb nach regulärem Stundenplan für alle Schülerinnen und Schüler stattfinden. Darin sehen die Lehrerinnen und Lehrer die optimalste Möglichkeit zur Erfüllung des Bildungs- und Erziehungsauftrags sowie der Kompensation von Defiziten, die durch den Lockdown im Frühjahr entstanden waren. Sächsische Statistiken zeigen zudem, dass trotz Quarantänemaßnahmen der Gesundheitsämter auch in den vergangenen Tagen (16./17.11.) ca. 98 Prozent der Schülerinnen und Schüler am regulären Unterricht teilhaben konnten. (Quelle: SMK)

Ein flächendeckender Schulbetrieb mit halben Klassen, wie er vom 18. Mai bis zum Schuljahresende ab Klassenstufe 5 praktiziert wurde, findet in der Befragung keine mehrheitliche Zustimmung. Diese Maßnahme führt erfahrungsgemäß nicht zu den gleichen Ergebnissen wie ein Normalbetrieb. Die Schülerinnen und Schüler sind i. d. R. nur halb so viele Stunden in der Schule und die fehlende Zeit lässt sich meist nicht vollständig durch häusliche Lernaufgaben ausgleichen.

Der Gesundheitsschutz hat für die Lehrkräfte hohe Priorität. Es müssen alle machbaren technischen und organisatorischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um einen maximalen Schutz der Schüler, Lehrkräfte und deren Familien zu gewährleisten. Dazu zählt auch, dass vorübergehend ein eingeschränkter Regelbetrieb mit Gewährleistung einer strikten Klassen- bzw. Gruppentrennung sowie dem Einhalten von Mindestabständen durch Klassenteilung stattfinden muss, wenn das Infektionsgeschehen im Einzugsbereich der Schule bestimmte Grenzwerte übersteigt. Das Meinungsbild der Befragungsteilnehmer favorisiert die Betrachtung des Einzugsbereichs der Schule (soweit das möglich ist) anstelle landesweiter oder landkreisweiter Vorgaben, denn es gibt auch trotz der momentan hohen Infektionszahlen durchaus Städte und Gemeinden, die wenig betroffen sind. Für Transparenz sollten einheitliche Vorgehensweisen bei vergleichbaren Situationen vor Ort sorgen.
Mittlerweile haben sich Infektionsfälle an einigen Schulen massiv gehäuft und es besteht die begründete Besorgnis, dass Infektionen innerhalb dieser Einrichtungen übertragen wurden. Vor dem Hintergrund dieser aktuellen Entwicklung ist nach Auffassung des SLV eine Schließung dieser Schulen für eine bestimmte Zeit notwendig, um dem Infektionsgeschehen wirksam zu begegnen.

Das Meinungsbild der Mitgliederbefragung zeigt ein erhöhtes Gefährdungspotential im Bereich der beruflichen Schulen. Diese besitzen meist keinen überschaubaren Einzugsbereich, bei den Schülern handelt es sich um junge Erwachsene und das Einhalten von Hygienemaßnahmen gestaltet sich bei mancher Schülerklientel schwierig.

Die Schulen können keinesfalls die gesamtgesellschaftliche Verantwortung ersetzen. Was sich im Freizeitbereich der Schülerinnen und Schüler abspielt, liegt nicht im Verantwortungsbereich der Schulen. Handlungsbedarf sehen die sächsischen Lehrerinnen und Lehrer bei der Schülerbeförderung. Dort wo überfüllte Fahrzeuge verkehren, sollten die Schülerbeförderung durch den Einsatz zusätzlicher Busse bzw. Bahnen oder einen gestaffelten Unterrichtsbeginn entzerrt werden.

Das häufige Lüften der Unterrichtsräume und FFP2-Masken für Lehrkräfte in guter Qualität werden als Maßnahmen mit großer Mehrheit begrüßt und auch als machbar eingeschätzt. Etwas geringer ist die Zustimmung zu Mund-Nasen-Bedeckung für Schüler und Lehrkräfte. Raumlüfter und Luftreiniger wären zwar auch begrüßenswert, werden aber mehrheitlich als unrealistisch bzw. nicht machbar eingeschätzt. Plexiglas-Schutzwände finden ein verhaltenes Echo und werden ebenfalls als unrealistisch bzw. nicht machbar bewertet.

Der Geschäftsführende Vorstand des SLV bedankt sich bei allen Mitgliedern, die sich an der Befragung beteiligt haben.

Eine ausführliche Darstellung von Ergebnissen der Mitgliederbefragung und Positionen des SLV zum Schulbetrieb unter Pandemiebedingungen finden Sie in der → Auswertung der Mitgliederbefragung (PDF)