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Die gute Absicht ist erkennbar, mehr aber nicht!

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Die am 17. März 2023 veröffentlichte Erklärung der Kultusministerkonferenz (KMK) zum Lehrkräftebedarf hat der Sächsische Lehrerverband mit Enttäuschung zur Kenntnis genommen. Sie enthält weder Neues noch Richtungsweisendes. Einige wichtige Forderungen des SLV werden genannt, in seiner gesamten Formulierung bleibt das Papier aber unkonkret und ist wenig überzeugend.

„Demografische Gründe als Ursache für den akuten Lehrkräftemangel anzuführen, ist absurd. Dass bundesweit Lehrer fehlen, haben wir in erster Linie einer jahrelangen verfehlten Personalpolitik der Länder zu verdanken“, kritisiert SLV-Landesvorsitzender Michael Jung das KMK-Papier.

Positiv zu werten, sind die Absichten der KMK zur Erhöhung der Attraktivität und Wertschätzung des Lehrerberufs und zur Entlastung der Lehrkräfte von Organisations- und Verwaltungsaufgaben. Die Weiterentwicklung des Lehramtsstudiums und Erleichterungen beim Wechsel aus anderen Studiengängen sind ebenfalls begrüßenswert.

Hinter der nicht eindeutigen Aussage der KMK, das Potenzial qualifizierter Lehrkräfte auszuschöpfen, vermutet der SLV sowohl weitere Teilzeitbeschränkungen als auch eine Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung – und erteilt dem eine klare Absage. Die Belastungssituation für Lehrkräfte ist in allen Schularten groß, Assistenzkräfte, die für Unterstützung sorgen können, sind in Sachsen nicht ausreichend vorhanden. „Wir brauchen JETZT und an JEDER Schule Schulverwaltungsassistenten und weiteres pädagogisches Personal, das für Unterstützung sorgt. Nur die ‚Bemühung‘ darum zu bekunden, wird kurzfristig nicht zu einer Entspannung der Situation vor Ort führen“, erklärt Michael Jung. „Wünschenswert wäre auch ein einheitliches Vorgehen der Kultusminister der Länder. Die Erklärung der KMK erweckt nicht den Eindruck, dass alle am selben Strang ziehen und das gleiche Ziel – die Bewältigung des Lehrkräftemangels – verfolgen.“

Seit dem Schuljahr 2014/2015 ist Sachsen auf Seiteneinsteiger angewiesen. Immer mehr von ihnen unterrichten ohne entsprechende Lehrbefähigung an den sächsischen Schulen. Deshalb fordert der SLV, dass – neben der dreimonatigen Einstiegsqualifizierung – auch die wissenschaftliche Ausbildung an der Universität und der berufsbegleitende Vorbereitungsdienst unmittelbar und verpflichtend nach Einstellung in den Schuldienst absolviert werden muss. Dafür sind ausreichende Ausbildungskapazitäten für Seiteneinsteiger vorzuhalten.

2.700 Lehramtsstudienplätze stehen an den lehrerbildenden Universitäten in Sachsen jährlich zur Verfügung, allerdings mangelt es an Studieninteressierten und so konnten auch zum Wintersemester 2022/2023 die geplanten Neuimmatrikulationen nicht erfolgen. „Zur Erhöhung der Attraktivität des Lehramtsstudiums sind grundlegende Reformen in der Lehrerausbildung dringend notwendig. Dass auch die KMK das endlich erkannt hat, ist ein erster richtiger Schritt, dem vor allem in Sachsen jetzt weitere folgen müssen“, fordert Michael Jung.

Neben der gezielten Lenkung der Studieninteressierten in Fächer und Schularten mit großen Bedarfen gehört zu einer bedarfsgerechten Lehrerversorgung auch, Lehrer nicht für andere Bundesländer auszubilden. Das gilt insbesondere für das Lehramt Sonderpädagogik, dessen Ausbildung sich auf den Universitätsstandort Leipzig beschränkt und das vorrangig von Studierenden aus anderen Bundesländern belegt wird, die nach Beendigung des Studiums meist nicht im sächsischen Schuldienst tätig werden. Lösungsstrategien sieht der SLV in einer verstärkten Regionalisierung der Lehrerausbildung durch die Einrichtung von Außenstellen der Universitäten in Westsachsen und Ostsachsen. Vor allem sächsischen Abiturienten muss ein Lehramtsstudium unweit ihrer Heimatorte ermöglicht werden. Zielvereinbarungen mit den Universitäten sind an der Zahl erfolgreicher Absolventen an Stelle der Studienanfänger auszurichten, um die Bestehensquote in den Lehramtsstudiengängen und auch in den Bedarfsfächern und -schularten zu erhöhen.