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Im Gespräch mit Bildungspolitikerin Christin Melcher

©Theresa Fruß

Einkommensrunde, Lehrkräftemangel, Assistenzkräfte und Nachwuchsgewinnung – dies waren die zentralen Themen des Gesprächs am 6. Dezember 2023 zwischen Christin Melcher, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Bündnisgrünen im Sächsischen Landtag und den Vertretern des Sächsischen Lehrerverbandes. Neben Frau Melcher nahmen Nancy Biermann, parlamentarische Beraterin der Bündnisgrünen, sowie Michael Jung, René Michel und Katleen Thieme vonseiten des SLV teil.

Einkommensrunde 2023

Den Beginn des Gespräches prägten die Tarifauseinandersetzungen im öffentlichen Dienst. Der SLV und Frau Melcher sind sich einig, dass die Forderung nach einer allgemeinen Lohnerhöhung völlig legitim ist. Der Freistaat sollte ein großes Interesse daran haben, die unverzichtbaren Arbeitskräfte angemessen zu vergüten. Dazu gehörten neben den Lehrkräften auch die Schulassistentinnen und -assistenten sowie die Pädagogischen Fachkräfte im Unterricht.

Lehrkräftebedarf und Assistenzkräfte

Im anhaltenden Lehrermangel und der Gewinnung geeigneten Berufsnachwuchses besteht weiterhin die größte Herausforderung für Sachsen. Schon seit Langem fordert der SLV eine fundierte und realistische Lehrerbedarfsprognose und übt Kritik an den unrealistischen und verschleierten Zahlen des Kultus- und Finanzministeriums. Um dem aktuellen Bedarf an den Schulen gerecht werden zu können, müssten aus Sicht des SLV ad hoc 3.500 zusätzliche Lehrkräfte eingestellt werden.

Frau Melcher betonte, dass ein zentraler Punkt der kommenden Koalitionsverhandlungen die Transparenz in der Lehrerbedarfsprognose sein müsse. Hinzukomme der verstärkte Einsatz von Assistenzkräften, die nicht in die Unterrichtsabsicherung einberechnet werden dürften und die Ausweitung der Schulen mit Budgetierung von Lehrerarbeitsvermögen.

Der SLV begrüßt diese Sichtweise und fordert für jede sächsische Schule die Unterstützung durch mindestens eine Assistenzkraft sowie deren angemessene Bezahlung.

Lehrkräfteausbildung

Langfristige Lösungen sieht der SLV vor allem auch in einer weiteren Regionalisierung der Lehrkräfteausbildung und einer Reform des Lehramtsstudiums. Zudem fordert der SLV mehr verpflichtende Praxisanteile im Studium, die auch schulartfremd und sachsenweit zu absolvieren sind. Studieninhalte sollten nicht hochkomplex und wissenschaftlich sein, sondern müssten mehr fachdidaktische Inhalte umfassen, um den Bedürfnissen der angehenden Lehrkräfte zu entsprechen und sie auf die Unterrichtsrealität vorzubereiten.

Abhilfe für personelle Engpässe an den Schulen stellen auch Seiteneinsteiger dar. Es ist dem SLV jedoch ein Anliegen, dass – neben der dreimonatigen Einstiegsqualifizierung – auch die wissenschaftliche Ausbildung an der Universität und der berufsbegleitende Vorbereitungsdienst unmittelbar und verpflichtend nach Einstellung in den Schuldienst absolviert werden muss.

Am Ende des Gesprächs waren sich beide Seiten einig: Bildung muss ein Schwerpunkt der bevorstehenden sächsischen Landtagswahlen 2024 sein. Denn wenn in der Politik nicht endlich ein Sinneswandel stattfindet, wird man den gesamtgesellschaftlichen Aufgaben wie der Bildung zukünftiger Generationen, Inklusion, Migration und dem Fachkräftemangel nicht mehr Herr werden.