In den vergangenen Wochen erhielt das Sächsische Staatsministerium für Kultus vermehrt Kritiken an den schriftlichen Abituraufgaben im Unterrichtsfach Mathematik – nicht nur von Schülerinnen und Schülern sowie Eltern, sondern erstmals auch von Lehrkräften.
Daraufhin erhob das Kultusministerium eine repräsentative Stichprobe unter den Gymnasien. Die Auswertung ergab, dass der erreichte Notendurchschnitt im Leistungskurs mit 3,1 tatsächlich schlechter als im Vorjahr (2,5) war und somit das schlechteste Ergebnis seit 2013 hervorbrachte; im Grundkurs war es mit 3,3 das zweitschlechteste Ergebnis. Neben einer Reihe von Schülerinnen und Schülern, die auch in dieser Prüfung gute und sehr gute Ergebnisse erzielten, gab es auch solche, die erheblich unter ihren Vorleistungen geblieben sind.
Bei seiner Analyse kam das SMK zu dem Ergebnis, dass die gestellten Aufgaben zwar grundsätzlich dem sächsischen Lehrplan und den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz entsprochen haben. Allerdings enthielten sie einen hohen Anteil kompetenzorientierter Elemente im Sinne der Bildungsstandards. Hier ging es insbesondere darum, das erworbene Wissen auf neue und unbekannte Sachverhalte anzuwenden. Dies stellte insofern eine Neuerung dar, weil Sachsen in diesem Jahr mehr Aufgaben unverändert aus dem gemeinsamen Aufgabenpool der Länder entnommen hat und hier einige Aufgabenstellungen in ungewohnten Kontexten formuliert wurden.
Offenbar ist es dem Ministerium im Rahmen der Kommunikation zur Implementierung der Standards in diesem Schuljahr noch nicht hinreichend gelungen, solche Aufgabenstellungen in den Fokus der Prüfungsvorbereitung zu stellen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass der Schwerpunkt der Vorbereitung in der häuslichen Lernzeit für einen Teil der Schülerinnen und Schüler vor allem im Lösen von Aufgaben vergangener Jahre lag und die Möglichkeiten der unmittelbaren Einflussnahme durch Lehrkräfte aufgrund der Corona-Pandemie geringer als üblich waren.
Damit den Schülerinnen und Schülern nun kein Nachteil entsteht, wird im Grund- und Leistungskursfach Mathematik einschließlich eventueller zusätzlicher mündlicher Prüfungen die erteilte Punktzahl in einfacher Wertung um einen Notenpunkt erhöht. Diese neue Punktzahl der Prüfung fließt dann entsprechend den Regelungen der Schulordnung für allgemeinbildende Gymnasien in vierfacher Wertung in die Gesamtqualifikation ein.
Der Minister kündigte zudem an, während der Sommermonate Maßnahmen zu diskutieren, um künftig besser an allen Gymnasien die neue Aufgabenkultur und das damit verbundene Niveau der Bildungsstandards umzusetzen.
„Unter den konkreten Umständen ist die Anhebung der Mathematik-Abitur-Prüfungsnoten nachvollziehbar und gerechtfertigt. Ich gönne es unseren Schülerinnen und Schülern, denn sie erwerben in Sachsen stets ein sehr anspruchsvolles Abitur und müssen dann mit Bewerbern aus anderen Bundesländern um begehrte Studienplätze konkurrieren. Perspektivisch brauchen wir in Deutschland dringend einheitliche Abiturmaßstäbe!“, konstatiert Jens Weichelt, Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbandes.
Quelle: SMK Blog vom 24.06.2020, Schreiben des Staatsministers vom 24.06.2020