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Protestkundgebung vor dem Sächsischen Landtag in Dresden

©A. Pfeifer, SLV

Hunderte Teilnehmerinnen und Teilnehmer protestierten am 21. September 2022 vor dem Sächsischen Landtag in Dresden gegen die prekäre Situation des sächsischen Bildungssystems. Der Sächsische Lehrerverband hatte gemeinsam mit der GEW Sachsen zur Protestkundgebung aufgerufen, um den Forderungen nach Nachbesserung des Haushaltsentwurfs der Landesregierung und Sofortmaßnahmen gegen den Bildungsnotstand Ausdruck zu verleihen. Dem Aufruf gefolgt waren Lehrkräfte, Beschäftigte an den Schulen, Kitas und Horten, aber auch zahlreiche Eltern, Schüler und Studierende zeigten sich solidarisch und beteiligten sich an der Protestaktion vor dem Landtag.

„Bildung und Erziehung sind unser höchstes Gut, der Notstand geht alle an! Das zeigt sich auch angesichts der Protestierenden heute hier vor dem Landtag. Ohne Bildung hat Sachsen keine Zukunft. Deshalb muss ihr endlich oberste Priorität eingeräumt werden. Ohne spürbare Verbesserungen im Bildungsbereich und deutlich mehr Personal in Schulen und Kitas werden wir keine verlässliche Bildung mehr anbieten und die Herausforderungen unserer Zeit nicht länger bewältigen können“, konstatierte Steffen Winkler, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes des SLV, in seiner Rede vor dem Landtag.

Der Lehrkräftemangel ist aktuell das größte Problem im Schulbereich in Sachsen und stellt eine massive Bedrohung für die Bildungsqualität im Freistaat dar. Eine tatsächliche Verbesserung der Personalsituation ist angesichts steigender Schülerzahlen, altersbedingt ausscheidender Lehrkräfte und dem mangelndem Berufsnachwuchs bis zum Jahr 2030 nicht in Sicht. Jahrelang hat der SLV vor der größer werdenden Lücke zwischen dem Bedarf an Sachsens Schulen und den Bewerbungen von ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern gewarnt und Lösungsansätze aufgezeigt. Im Einstellungsverfahren zur Vorbereitung des Schuljahres 2022/2023 konnten etwa 500 der 1.500 Lehrerstellen erneut nicht besetzt werden. Kurzfristige und unpopuläre Maßnahmen, wie vermehrte Abordnungen, die Ablehnung von Teilzeitanträgen oder das Heraufsetzen von Klassenobergrenzen, schaffen keine Abhilfe, sondern verschärfen die Gesamtsituation an den Schulen, denn sie gehen zu Lasten der Kolleginnen und Kollegen. Die Folgen sind mehr Lehrkräfte, die durch Langzeiterkrankungen oder Überlastung ausfallen oder an freie Schulen mit besseren Arbeitsbedingungen abwandern. Zusätzlich flüchten sich 90 Prozent der Lehrer vor dem Erreichen der Regelaltersgrenze in den Ruhestand. Weder die Studierendenzahlen der zeitnah zu erwartenden Absolventen der Universitäten noch die sich derzeitig im Vorbereitungsdienst befindlichen Referendare werden entgegen der Hoffnungen des Kultusministers die Personalsituation entspannen.

 „Wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung des Personalmangels, spürbare Entlastungen zum Erhalt der Arbeitskraft der im System befindlichen Lehrkräfte und mehr unbefristete Einstellungen von Assistenzkräften für die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen sind gefordert. Deutliche Verbesserungen im Bildungsbereich und ein spürbarer Wille für Veränderungen müssen im Doppelhaushalt für die Jahre 2023/2024 erkennbar sein“, sagte Michael Jung, amtierender SLV-Landesvorsitzender.

Fotos: Alexandra Pfeifer