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Resümee zum 15. Grundschullehrertag in Dresden

©Katlen Worotnik

Am Nachmittag des 9.November 2021 fand im Amedia Hotel in Dresden der 15. Grundschullehrertag zum Thema Lese-Rechtschreib-Schwäche auf Einladung des Fachverbandes Grundschulen statt. Im Vorfeld hatten sich 31 Teilnehmer dazu angemeldet. Leider dezimierte sich die Anzahl durch die in der Corona-Verordnung festgelegte 2G-Regel für Veranstaltungen auf 21 anwesende, aber sehr interessierte Personen. Geladene Referenten waren der Kinderbuchautor Tim-Thilo Fellmer und die Beratungslehrerin Peggy Günther vom Förderzentrum für LRS in Pirna.

6,2 Millionen Menschen in Deutschland im Alter zwischen 18 und 64 Jahren sind „gering literalisiert“. Mit dieser Information eröffnete Tim-Thilo Fellmer die Veranstaltung mit einem sachlichen, aber auch sehr emotionalen Vortrag als Selbstbetroffener.
„Selbstbild: nicht intelligent, untalentiert, unselbstständig, minderbemittelt krank und dumm“

In seinem Vortrag schilderte er seine eigenen Erfahrungen vom ersten Schultag bis zum Erwachsenenalter, seine selbst gewählte Entscheidung zur Veränderung im Alter von 24 Jahren und dem langen, bis heute noch nicht abgeschlossenen Prozess. Viele Konfrontationen, Konflikte im System, Ratlosigkeit im persönlichem Bereich (Familie, Freunde, …), Ängste, psychische Belastungen, Lügen und Ausgrenzungen aus verschiedensten Freizeitaktionen beschrieb er ausführlich und sehr gefühlvoll. In diesem Zusammenhang betonte er sehr stark die Notwendigkeit der Unterstützungssysteme, wie die Volkshochschule, die Grundbildungszentren und die Selbsthilfegruppen (elf in ganz Deutschland), um betroffenen Menschen zu helfen.
Tim-Thilo Fellmer ist seit 15 Jahren zu diesem Thema aktiv in der Öffentlichkeit, zum Beispiel auf den Buchmessen in Frankfurt am Main und Leipzig. Er ist erfolgreicher Kinderbuchautor und Schirmherr des Vereins Alfa-Selbsthilfe Dachverband e. V.

Im zweiten Teil der Veranstaltung vermittelte uns die Referentin Peggy Günther vom Förderzentrum für LRS in Pirna Ursachen und Erscheinungsbilder der Lese-Rechtschreib-Schwäche. Ihr Vortrag begann mit der Definition nach dem Legasthenie-Erlass in Sachsen:

„Als Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) wird eine Teilleistungsschwäche verstanden, deren Hauptmerkmal eine ausgeprägte Beeinträchtigung der Entwicklung der Lese- und Rechtschreibfähigkeit ist, die nicht durch eine allgemeine intellektuelle Beeinträchtigung oder inadäquate schulische Betreuung erklärt werden kann.“

In Ihrem Vortrag vermittelte sie uns folgende Schwerpunkte:

  • Anhaltspunkte in den ersten Lebensjahren
  • Auffälligkeiten in der Schulzeit in der Rechtschreibung
  • Auffälligkeiten in der Schulzeit im Lesen
  • Auffälligkeiten in der Schulzeit in der Mathematik
  • Auffälligkeiten in der Schulzeit allgemein
  • Beispiele der Wahrnehmungsfehler
  • komplexe Auffälligkeiten
  • Deutsch als Zweitsprache
  • LRS-Diagnostik und Förderung
  • Testverfahren der LRS-Diagnostik
  • Umgang mit LRS-Schülern an der Grundschule
  • Förderung von Schülern mit LRS an der Grundschule
  • Strategien zur Förderung
  • Einladung zu Fortbildungen

Nach diesen ausführlichen und hilfreichen Ausführungen der Referentin wurde im anschließenden Gespräch allen Teilnehmer dieser Veranstaltung bewusst, wie wichtig und sensibel der Umgang mit diesem Thema ist. An dieser Stelle muss auch betont werden, dass Sachsen das Bundesland ist, welches die Diagnostik und Förderung der LRS an Förderzentren oder Förderschulen führt und unterstützt. Deshalb richten wir hier unseren Aufruf an das SMK, dies weiter beizubehalten und noch mehr zu fördern.

 Vielen Dank an die Organisatoren, Referenten und Teilnehmer und für diese sehr interessante und gelungene Veranstaltung!

Ulrike Wellerdt
Mitglied des Vorstandes FV Grundschulen

Fotos: Katlen Worotnik