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SLV fordert umfassende Reform der Lehrerausbildung

©Ulrich Wechselberger auf Pixabay

Der Sächsische Lehrerverband begrüßt die Einführung des neuen „Lehrer-Bildungspaketes“. Nach Jahren der Untätigkeit und des Abwartens ist dieses zumindest ein Zeichen dafür, dass das Wissenschaftsministerium und das Kultusministerium die Notwendigkeit zum gemeinsamen Handeln bei der Lehrerausbildung erkannt haben. 
Allerdings geht dem SLV das heute unterzeichnete Eckpunktepapier zur Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung an der TU Chemnitz in die falsche Richtung. Dass Grundschullehrer künftig gleichzeitig für den Mathematikunterricht an der Oberschule ausgebildet werden sollen, entspricht keinesfalls den derzeit bestehenden Bedarfen in allen Schularten. Stattdessen fordert der SLV seit Jahren die Ausweitung der Lehrerausbildung an der TU Chemnitz auch auf die Studiengänge für Oberschullehrer, Förderschullehrer und Berufsschullehrer. Für die Gewinnung von Lehrernachwuchs in den sogenannten „MINT-Fächern“ müssen neben Mathematik auch Informatik, Naturwissenschaften und Technik sowie die technischen Fächer der berufsbildenden Schulen angeboten werden. Für eine vielfältige Lehramtsausbildung im MINT-Bereich sind auch weitere regionale Universitäten und Hochschulen einzubeziehen, so zum Beispiel in Freiberg, Zwickau, Mittweida und Ostsachsen.

„Seit Jahren fordert der SLV die Sicherung und Ausweitung der Lehrkräfteausbildung an der TU Chemnitz, da sie eine Schlüsselrolle für die Gewinnung von Lehrernachwuchs in der Region darstellt. Ein Einheitslehrer, der an mehreren Schularten für die Unterrichtsabsicherung eingesetzt wird, kann aber nicht das erklärte Ziel der zuständigen Ministerien und der TU Chemnitz sein. So gewinnt man auch nicht mehr Lehrkräfte, sondern macht den Lehrerberuf unattraktiver und stellt sowohl die Qualität als auch schulartspezifische didaktische und pädagogische Besonderheiten in Frage“, erklärt der Landesvorsitzende des Sächsischen Lehrerverbandes Michael Jung.

Die SLV-Positionen zur Reformierung der Lehrerausbildung sind klar und dringlich:

Mehr Bedarfsorientierung: Die Lehrerausbildung muss stärker am Bedarf der konkreten Fächer und einzelnen Schularten ausgerichtet werden. Die Lehramtsstudiengänge müssen weiterhin schulartspezifisch erfolgen. An den Universitäten in Leipzig, Dresden und Chemnitz sind die Lehramtsstudiengänge langfristig zu sichern.

Tatsächliche Regionalisierung der Lehrerausbildung: Durch die Einrichtung von Außenstellen der Universitäten in West- und Ostsachsen kann mehr sächsischen Abiturienten ein Lehramtsstudium unweit ihrer Heimatorte ermöglicht werden.

Förderung sächsischer Abiturienten: Um den Lehrernachwuchs in Sachsen zu sichern, muss der Zugang zum Lehramtsstudium für sächsische Abiturienten erleichtert werden. Anreize sollten geschaffen werden, um mehr einheimische Talente für den Lehrerberuf zu gewinnen.

Erhöhung der Bestehensquote im Lehramt: Um Studienabbrüche zu verhindern, sollten sich Studieninhalte verstärkt an den Bedürfnissen der angehenden Lehrkräfte und der tatsächlichen Unterrichtspraxis orientieren, insbesondere in den MINT-Fächern. Zielvereinbarungen mit den Universitäten sind künftig an der Zahl erfolgreicher Absolventen an Stelle der Studienanfänger auszurichten.

Verpflichtende Praxisanteile: Mehr verpflichtende Praxisanteile im Studium, einschließlich Praxissemestern, die auch schulartfremd und sachsenweit zu absolvieren sind, ermöglichen es den angehenden Lehrkräften, ihre Eignung für den Lehrerberuf frühzeitig zu überprüfen.

Sonderpädagogische Lehrkräfte: Zur Umsetzung der Inklusion und individuellen Förderung der Schüler an den allgemeinbildenden Schulen im Freistaat sind mehr sonderpädagogische Lehrkräfte notwendig. Eine Dezentralisierung der sonderpädagogischen Lehrerausbildung und die Einrichtung von universitären Außenstellen in Ost- und Westsachsen sind dringend erforderlich.

Ausbau der Lehrämter an der TU Chemnitz: Die Studiengänge für das Lehramt an Oberschulen, Förderschulen und berufsbildenden Schulen müssen an der TU Chemnitz etabliert werden. Besonders in den MINT-Fächern und technischen Bereichen der berufsbildenden Schulen muss die Gewinnung von Lehrernachwuchs vorangetrieben werden.