Aktuelles

Überarbeitete Lehrpläne für Sachsens Schulen

Foto: D. Grille

Am 26.06.2019 stellte Kultusminister Christian Piwarz die überarbeiteten Lehrpläne für die allgemeinbildenden Schulen in Sachsen auf einer Pressekonferenz vor. Die Überarbeitung ist die Folge der Änderungen in den Stundentafeln für Grundschulen, Oberschulen und Gymnasien ab dem Schuljahr 2019/2020, die der Staatsminister vor ziemlich genau einem Jahr in demselben Rahmen bekannt gab.

Bereits damals warnte der SLV vor der Gefahr partieller Einschnitte bei der Bildungsqualität. Vor dem Hintergrund der Defizite von Schülern in der Rechtschreibung bleibt die Kürzung im Fach Deutsch in Klasse 4 besonders problematisch. Reduzierungen in Mathematik, Biologie sowie dem Fach Technik und Computer stehen im Widerspruch zum hohen Stellenwert naturwissenschaftlicher Bildung im Freistaat. Auch die Reduzierungen in Englisch, 2. Fremdsprache, Sport und Musik sind kritisch zu betrachten. Fragwürdig ist weiterhin die Möglichkeit „schuleigener Stundentafeln“, bei denen die Schulen eigenverantwortlich ein Fach um eine Stunde reduzieren, ein anderes um eine Stunde erhöhen können. Gerade bei Fächern mit zwei Wochenstunden, wie z. B. Physik, Biologie, Geographie und weiteren, bedeutet die Reduzierung um eine Stunde unterm Strich eine Halbierung der zur Verfügung stehenden Zeit zur Vermittlung von Wissen und Kompetenzen.

Die neuen Lehrpläne sehen nun unter anderem vor, dass für Schüler an Oberschulen in der 7. und 8. Jahrgangsstufe je eine Stunde Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung zur Pflicht wird. Am Gymnasium wird das Unterrichtsfach Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft bereits ab Klassenstufe 7 unterrichtet.
Ziel der überarbeiteten Lehrpläne ist es, mehr politische Bildung, Medienbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung in fast allen Fächern der allgemeinbildenden Schulen zu verankern. Die Schüler sollen somit zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Medien und einem sozialen, demokratischen sowie umweltbewussten Handeln befähigt werden. Zudem soll die Anschlussfähigkeit zwischen den Schularten verbessert werden.

Gerade im Hinblick auf den zunehmenden Einfluss populistischer Falschmeldungen, die vor allem über die sozialen Netzwerke verbreitet werden, ist es für Lehrer wichtig, den Schülern aufzuzeigen, wie man Fakten dahinter recherchiert, um sogenannte Fake News als solche zu erkennen. Um die Lehrkräfte mit dem entsprechenden Rüstzeug für den Unterricht auszustatten, hat das SMK eine Fortbildungsinitiative vorbereitet. Das sogenannte „Service-Paket“ mit zielgruppenspezifischen Unterrichtsmaterialien soll in der Vorbereitungswoche an die Schulen gehen.

Der Sächsische Lehrerverband begrüßt das Ansinnen des Kultusministeriums, die Lehrpläne an aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen anzupassen, kritisiert aber die Vorgehensweise. Sinnvoller wäre es gewesen, zuerst die Inhalte der Lehrpläne zu analysieren und zu überarbeiten und anschließend Veränderungen an den Stundentafeln vorzunehmen. Sobald der Lehrermangel im Freistaat überwunden ist, müssen Stundentafeln und Lehrpläne erneut auf den Prüfstand.

Die überarbeiteten Lehrpläne sind online unter: https://www.schule.sachsen.de/lpdb/