Zum 21. Bundesweiten Vorlesetag, der in diesem Jahr unter dem Motto „Vorlesen schafft Zukunft“ steht, erinnert der Sächsische Lehrerverband daran, dass das Vorlesen eine Schlüsselrolle für die Sprachentwicklung und die Lesefähigkeit von Kindern spielt. Die Förderung von Lesekompetenz ist unerlässlich, um langfristigen Schulerfolg und Bildungsgerechtigkeit zu gewährleisten.
„Vorlesen weckt in Kindern die Freude am Lesen und Schreiben und stärkt zugleich das Einfühlungsvermögen und die Fantasie. Die Fähigkeit zu lesen, ist eine basale Kompetenz, die in Sachsen dringend gestärkt werden muss“, so Michael Jung, Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbandes.
Unterstützung durch die Eltern
Die Ergebnisse der Lernstandserhebungen an sächsischen Grundschulen im Schuljahr 2023/2024 haben gezeigt, dass ein wachsender Anteil der Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen hat. Dies ist nicht nur auf die zunehmende Heterogenität in der Schülerschaft und unterschiedliche Voraussetzungen beim Schuleingang zurückzuführen, sondern auch auf eine mangelnde Unterstützung durch einige Elternhäuser. „Lehrkräfte, pädagogischen Fachkräfte und das weitere Schulpersonal leisten herausragende Arbeit und geben tagtäglich ihr Bestes, um die Kinder unter oft schwierigen Bedingungen bestmöglich zu fördern. Aber es darf nicht allein Aufgabe der Schulen und Betreuungseinrichtungen sein, Bildungsdefizite auszugleichen. Kita und Schule sind keine Reparaturbetriebe der Gesellschaft. Für die Bewältigung der Bildungsherausforderungen braucht es verlässliche Elternarbeit,“ so Jung. Auch die mangelnde Bereitschaft, Deutsch zu lernen bei Kindern und Jugendlichen aus nicht deutschsprachigen Elternhäusern stellt eine wesentliche Hürde dar.
Mehr Personal aus verschiedenen Professionen
Die schrittweise Erhöhung der Deutschstunden in den Grundschulen ab dem Schuljahr 2024/2025, wie sie das Sächsische Staatsministerium für Kultus beschlossen hat, sieht der SLV als einen richtigen Schritt. Doch für die Realisierung bedarf es ausreichender personeller Ressourcen. „Mehr Deutschstunden allein werden das Problem nicht lösen. Neben Grundschullehrkräften brauchen wir mehr Fachkräfte aus verschiedenen Professionen, die unsere Lehrkräfte unterstützen und eine ganzheitliche Förderung der Kinder ermöglichen“, betont Jung. Dabei dürfen die pädagogischen Schulassistenzen nicht in die Unterrichtsabsicherung mit einberechnet werden. Die Assistenzstellen müssen unbefristet sein und angemessen vergütet werden. Hierfür muss der Freistaat Sachsen eigene Haushaltsstellen bereitstellen.
Der SLV fordert zudem die zügige Einführung eines kostenfreien, verpflichtenden Vorschuljahres, um allen Kindern einen gerechteren Start in die Schule zu ermöglichen.
Startchancen-Programm an den Schulen
Seit dem Schuljahr 2024/2025 unterstützt das Startchancen-Programm sächsische Ober- und Grundschulen, die mit besonderen sozialen Herausforderungen konfrontiert sind, mit zusätzlichen finanziellen Mitteln zur Förderung der Lesekompetenz und zur Verringerung von Bildungsungerechtigkeit.
„Der langsame Umsetzungsprozess des Programms ist ernüchternd“, kritisiert Jung. „Bisher hat keine der geförderten Schulen in Sachsen die zugesagten Gelder erhalten. Wir fordern das Kultusministerium auf, umgehend eine Förderrichtlinie zu veröffentlichen, die den Schulen eine konkrete Planung ermöglicht.“ Das Programm, das von Bund und Ländern gemeinsam getragen wird, steht durch die ungeklärte Haushaltssituation auf Bundesebene vor einer ungewissen Zukunft.
„Bildung darf kein Spielball von politischen Hängepartien sein! Bildung braucht nachhaltige Investitionen und strukturelle Verbesserungen, um allen Schülerinnen und Schülern gleiche Chancen auf Bildungserfolg zu ermöglichen“, mahnt Jung abschließend.