Aktuelles

Wichtig ist nicht nur, OB Unterricht stattfindet, sondern WAS und WIE unterrichtet wird

Mit Verärgerung nimmt der Sächsische Lehrerverband die Aussagen von Kultusminister Conrad Clemens zur jüngsten Unterrichtsausfallstatistik zum Schuljahresbeginn 2025/2026 zur Kenntnis. Dieser hatte eine „Trendwende“ ausgerufen und erklärt, der Anteil ausgefallener Unterrichtsstunden sei gesunken – als angeblicher Erfolg seiner eingeleiteten Maßnahmen.

Aus Sicht des SLV ist diese Darstellung irreführend. Denn die veröffentlichten Zahlen bilden nicht ab, was in vielen Schulen tatsächlich passiert ist: „Die Statistik verschleiert die Realität. In zahlreichen Schulen fand wochenlang kein regulärer Fachunterricht statt – stattdessen gab es ausschließlich Klassenleiterunterricht, verkürzten Unterricht oder gar nur eine pädagogische Betreuung. Das taucht in der Statistik aber nicht als Unterrichtsausfall auf“, betont SLV-Landesvorsitzender Michael Jung.

Laut der offiziellen Erfassungsmethodik des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus gelten Stunden nur dann als ausgefallen, wenn sie ersatzlos entfallen. Findet stattdessen eine beliebige Form von Betreuung oder „unterrichtsähnlicher“ Aktivität statt – selbst verkürzt oder fachfremd –, zählt dies nicht als Ausfall. Dazu gehören auch Klassenzusammenlegungen bzw. -aufteilungen. Ebenso nicht erfasst wird Unterricht, der von vornherein nicht eingeplant wurde, etwa aufgrund fehlender personeller Ressourcen oder gekürzter Stundentafeln. „Wenn wegen Lehrkräftemangel der reguläre Unterrichtsplan gar nicht vollständig aufgestellt werden kann, erscheint das in der Statistik nicht als Problem – sondern wird zur vermeintlichen Planmäßigkeit erklärt“, kritisiert Michael Jung.

Das Gleiche gilt für die Zeit unmittelbar nach Schuljahresbeginn, wenn viele Schulen mit Sonderplänen agieren – etwa, weil Abordnungen noch nicht erfolgt sind oder Stundenpläne kurzfristig erstellt werden mussten. Auch diese Wochen zählen in der Statistik nicht als ausgefallener Unterricht, obwohl faktisch viele Schülerinnen und Schüler in dieser Zeit keinen regulären Fachunterricht erhalten haben.

 „Wir erleben hier ein statistisches Schönwetterbild, das mit der Unterrichtswirklichkeit an den Schulen wenig zu tun hat“, so Michael Jung weiter. Statt sich auf vermeintliche Rückgänge beim Unterrichtsausfall zu berufen, müsse die Politik endlich anerkennen, dass die Qualität des Unterrichts leidet – durch Abordnungen, Notlösungen, Stundenstreichungen und fehlende Kontinuität im Fachunterricht. „Die Frage muss lauten: Was kommt bei den Schülerinnen und Schülern wirklich an?“

Der SLV fordert daher vom Kultusministerium eine ehrliche und transparente Erfassung von Unterrichtsausfall, die auch Phasen der Unterversorgung, Ersatzbetreuung und fachspezifische Engpässe sichtbar macht.