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Lehrermangel verschärft sich

Zwei Redner Konferenz

Zum Start des Schuljahres 2018/2019 konnten in Sachsen 230 Lehrerstellen nicht besetzt werden, trotz des Engagements der Mitarbeiter an den Standorten des Landesamtes für Schule und Bildung und zusätzlicher Werbemaßnahmen des Kultusministeriums. Der Lehrermangel spitzt sich weiter zu, denn Reserven sind seit Jahren ausgeschöpft. 

Seit 2010 hatte der Sächsische Lehrerverband zusätzliche Einstellungen gefordert, zu Zeiten, als es noch ausgebildete Bewerber gab. Die Fehler in der Personalpolitik vergangener Jahre müssen nun Schüler und Lehrkräfte ausbaden. Angesichts eines bundesweit vorherrschenden Lehrermangels ist es besonders problematisch, zusätzliche Einstellungen von grundständig ausgebildeten Lehrkräften zu realisieren. Und so bedeuten die 230 unbesetzten Lehrerstellen ein weiteres schwieriges Schuljahr für Schüler und Lehrkräfte – bei steigenden Schülerzahlen.

Der Mangel an Bewerbern mit vollständiger Lehrerausbildung ist in ganz Sachsen seit spätestens 2015 offensichtlich. Wenn überhaupt, konnten Lücken in der Lehrerversorgung an Grundschulen, Oberschulen und Förderschulen in den letzten Jahren nur durch eine Vielzahl an Seiteneinsteigern geschlossen werden. Deren Anteil ist mit 11 Prozent in diesem Einstellungsverfahren bzw. 35 Prozent seit Jahresbeginn rückläufig. Andererseits waren noch nie so viele Stellen unbesetzt. Denn es gibt mittlerweile auch weniger Bewerbungen von Seiteneinsteigern, die über die notwendigen Voraussetzungen verfügen.

Mit der Entscheidung der Regierungskoalition zur Verbeamtung von Lehrkräften wird der Freistaat auf dem umkämpften Lehrerarbeitsmarkt wettbewerbsfähig. Seine tatsächliche Wirkung wird diese Maßnahme aber erst ab 2019 entfalten. Der anhaltende Lehrermangel führt zu einer permanenten Zunahme der Arbeitsbelastungen von sächsischen Lehrkräften.

Der Sächsische Lehrerverband fordert deshalb wiederholt wertschätzende Maßnahmen für die erfahrene Lehrergeneration, für die eine Verbeamtung aus Altersgründen nicht mehr möglich ist. Dazu gehört die Übernahme der Arbeitnehmerbeiträge zur Betriebsrente VBL durch den Freistaat Sachsen. Aus Sicht des SLV ist das die effektivste Maßnahme zur Minderung der Nettolücke zu den Beamten. Funktionslose Höhergruppierungen nach EG 14 sind eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung der Bezahlung der angestellten Lehrkräfte. Sie sind in vielen anderen Bundesländern fester Bestandteil einer Einkommensbiografie. Sachsens Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Ländern würde sich damit zusätzlich verbessern. Die Vorstellungen des Sächsischen Lehrerverbandes zielen auch auf eine deutlich größere Quote, um möglichst vielen erfahrenen Lehrkräften diese Wertschätzung zukommen zu lassen.

Mit der künftigen Verbeamtung ist Sachsen im Wettbewerb deutlich besser aufgestellt, aber mittlerweile sind in nahezu allen Bundesländern ausgebildete Lehrer knapp. Die Lehrerausbildung in Sachsen muss dringend auf die sächsischen Bedarfe ausgerichtet werden. Zur Erhöhung der Zahl grundständig ausgebildeter Bewerber und zur Sicherung des Lehrernachwuchses in ganz Sachsen muss beispielsweise die Lehrerausbildung in Chemnitz dauerhaft erweitert werden. Neben einer langfristigen Sicherung des Lehramtsstudiengangs Grundschule ist es notwendig, die Lehramtsstudiengänge an der TU Chemnitz für das Lehramt an Mittelschulen, vor allem in den sogenannten „MINT-Fächern“ Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sowie den technischen Fächern der berufsbildenden Schulen zu etablieren. Das ist eine entscheidende Voraussetzung zur künftigen Nachwuchsgewinnung in ganz Sachsen.