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Keine generelle Aufwertung des Lehrerberufs, Umsetzung zu langsam, aber einige wichtige Forderungen erfüllt

Am 26. Oktober 2016 legte die Staatsregierung ein mehr als 200 Millionen Euro schweres Maßnahmenpaket zur zukünftigen Lehrerversorgung im Freistaat vor. Es resultierte auch aus dem Handlungsdruck nach den gescheiterten Verhandlungen mit den Gewerkschaften. Das Paket zur Lehrerversorgung enthielt viele der gewerkschaftlichen Forderungen aus den Spitzengesprächen. Verbesserungen betrafen insbesondere die Oberschulen, Grundschulen und Förderschulen. Außerdem wurde der Gewinnung des Lehrernachwuchses durch eine höhere Bezahlung im Vorbereitungsdienst und die Möglichkeit höherer Einstiegsgehälter begegnet. Nachdem das Maßnahmenpaket am 26.10.2016 durch die Staatsregierung beschlossen wurde, bedurfte es weiterer „Verhandlungen“ zwischen der Staatsministerin für Kultus und dem Staatsminister für Finanzen, die bis März 2017, in manchen Punkten sogar darüber hinaus, geführt wurden und einer zügigen Umsetzung sowie höherer Akzeptanz nicht dienlich waren.

Das Eingangsamt A 13 für Lehrkräfte an Oberschulen war eine längst überfällige Maßnahme zur Gewinnung des Lehrernachwuchses, nicht zuletzt aus den Reihen der Absolventen einer gymnasialen Ausbildung. Die Verbesserungen in der Eingruppierung von 1-Fach-Lehrern, die erfolgreich und langjährig mindestens zwei Fächer unterrichten, konnten eine Gerechtigkeitslücke schließen, auch wenn die Umsetzung erst nach einem Dreivierteljahr begann. Mit der Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung von Lehrerinnen und Lehrern der Grundschulen konnte Sachsen nicht wirklich ein Plus bei den Faktoren im Wettbewerb um den Lehrernachwuchs verbuchen. Auch beinhaltete das Paket keine spezifischen Maßnahmen für Lehrkräfte an Gymnasien und Beruflichen Schulen, obwohl die Lehrerversorgung für die Beruflichen Schulen und auch bei bestimmten Fachkombinationen der Gymnasien große Probleme bereitet. Bei der Nachwuchsgewinnung fehlte ein klares Bekenntnis zur Erweiterung der Lehrerausbildung an der TU Chemnitz auf die Lehramtsstudiengänge für Oberschulen und Berufliche Schulen sowie einer Erhöhung der Kapazitäten in der Grundschullehrerausbildung.

Das Maßnahmenpaket führte nicht zu einer generellen Aufwertung des Lehrerberufs in Sachsen. Das wird anhand unbesetzter Lehrerstellen und der bundesweit höchsten Seiteneinsteigerquote bei Neueinstellungen (53 Prozent) deutlich. Gleichwohl wurden mit dem Maßnahmenpaket einige Forderungen des SLV und seiner Spitzengewerkschaft dbb umgesetzt, die Gegenstand der Verhandlungen mit der Staatsregierung im Jahr 2016 waren.

Nach Verkündung des Maßnahmenpakets durch die Staatsregierung hatte der Sächsische Lehrerverband die Lehrerinnen und Lehrer über seine Inhalte informiert und im November 2016 eine Online-Mitgliederbefragung durchgeführt.

Fazit: So gut wie kein Befragungsteilnehmer hielt das Paket in seiner Gesamtheit für geeignet, die Lehrerversorgung zu sichern oder den Lehrerberuf in Sachsen generell aufzuwerten. Das hat sich bestätigt.

Um den Lehrerberuf im Freistaat attraktiver zu gestalten, bedarf es aus Sicht des Sächsischen Lehrerverbandes Höhergruppierungsmöglichkeiten in allen Schularten, einer verbesserten Eingruppierung der Grundschullehrer, Arbeitserleichterungen und eines Ausgleiches für das Nettolohndefizit, das infolge der Nichtverbeamtung auftritt.