In bewährter Weise fand auch in diesem Schuljahr der Mittelschultag statt. Als Vertreterin des Sächsischen Kultusministeriums war Anja Stephan, die neue Referatsleiterin für Oberschulen, Abendoberschulen, Landesservicestelle Schule-Wirtschaft, geladen. Sie gab den Anwesenden einen Überblick über die Themen, die das Fachreferat im Moment so umtreibt.
Wahlbereich: Die neuen Regelungen dazu finden wir in der Schulordnung Oberschule. Die Art und Weise, wie der Bereich angedacht ist, scheint für die Beteiligten wenig attraktiv – ohne Pflicht für den Schüler, ohne Zensierung usw. Die „komplexe Lernleistung“ ist für die Schulen eine planerische Herausforderung, dazu ist eine neue Handreichung mit vielen Formblättern, Beispielen usw. erschienen. In diesem Schuljahr wird ausgetestet werden, was geht und was nicht.
Handlungsprogramm: Festgeschrieben sind langfristige Lehrerbedarfsplanungen, eine jetzt zum Jahresende 2018, dann in Abständen von zwei Jahren, inklusive Ergänzungsbereich an den Schulen.
Die Eigenverantwortung der Schulen wird gestärkt, die Lehrkräfte sollen entlastet und damit die Unterrichtsversorgung verbessert werden. Man wird zusätzliches Personal an die Schulen bringen, welches einen Teil der Aufgaben, die jetzt Lehrkräfte erledigen, übernehmen kann, u. a. durch die Programme Senior-Lehrkräfte, Schulassistenz. Bereits jetzt sind 39 Schulverwaltungsassistenten in den Schulen (der Bedarf ist allerdings höher), jede Oberschule hat (mindestens) einen Schulsozialarbeiter, einen Praxisberater und 20 Schulpsychologen sind zum 1. Januar 2019 geplant. Es bleibt abzuwarten, ob dadurch wirklich eine Entlastung der Lehrer von zusätzlichen Aufgaben erreicht wird oder ob durch die neuen Unterstützungskräfte vor Ort noch mehr „Koordinierungsaufgaben“ hinzukommen.
Stundentafeln: Die Kürzungen in Höhe von vier Prozent des Unterrichts werden KMK-konform zum Schuljahr 2019/2020 in Kraft treten. Große Diskussionen gibt es dazu in den Lehrerzimmern, aber auch bei Eltern und Schülern. 800 Vollzeitlehrerstellen werden dadurch freigesetzt. Im Zuge dessen müssen die Lehrpläne überarbeitet werden, das allerdings nicht in der Kürze der Zeit. So wird es zum 1. August 2019 abgespeckte Lehrplanvarianten geben. Danach werden die Eckpunkte zur Medienbildung und informatischen Bildung, zur politischen Bildung und der zur Bildung von nachhaltiger Entwicklung in den Lehrplänen inkludiert. Das wird viel Arbeit sein, aber wer wird sie verrichten (müssen)?
Inklusion: Neun Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und 72 mit dem Förderschwerpunkt Lernen sind in diesem Schuljahr in die 5. Klassen an 65 Oberschulen gekommen. Alle Oberschulen wurden zur lernzieldifferenten Unterrichtung am Schuljahresanfang fortgebildet, weitere FOBI folgen.
Im neuen Kalenderjahr wird auch an der Umsetzung der Kooperationsverbünde weitergearbeitet. Die regionale „Landkarte“ ist fertiggestellt, so kann das LaSuB auf die Schulen zugehen. Dabei vernetzen sie die regionalen Partner und erleichtern auf diesem Weg die Zusammenarbeit vor Ort. Angedacht ist eine breite Zusammenarbeit von der KiTa bis zur Arbeitsagentur, Planungsträger sind die Landkreise. Es bleibt also spannend, wie lange der Aufbau der Verbünde dauern wird und was dann tatsächlich dabei herauskommt.
Berufsorientierung: Zum neuen „Maßnahmenpaket der Staatsregierung zur Stärkung der beruflichen Orientierung“ vom 26. Juni 2018 erfolgt eine Information zu einem späteren Zeitpunkt.
Schule ist „konfliktanfällig“
Den zweiten Teil unseres Mittelschultages bestritt auf äußerst unterhaltsame Weise der Soziologe Andreas Günther zum Thema „Konfliktmanagement und Konfliktbewältigung“. Hier einige interessante Aspekte seines Vortrages:
Dass die Schule viel Konfliktpotential bereithält, weiß jeder aus seiner täglichen Arbeit. Viele Akteure wirken in der Schule. Wir als Lehrerinnen und Lehrer stehen zwischen den teilweise unterschiedlichen Auffassungen und Zielsetzungen von Schülerinnen und Schülern, Eltern, Schulleitung, Kolleginnen und Kollegen sowie außenstehenden Akteuren (Jugendämter o. ä.).
Nach Ansicht des Referenten kommt für unsere Arbeit erschwerend hinzu, dass wir bis heute noch keine detaillierte Tätigkeitsbeschreibung haben, so wie das in anderen Berufen üblich ist. Wir arbeiten in einem „entgrenzten Rahmen“. Es würde schon viel helfen, wenn wir uns im Kollegium darüber verständigten, was uns angeht und was nicht – einheitliche Regelungen in der Schule finden und gemeinsam auf deren Umsetzung achten.
Andreas Günther wies auch darauf hin, wie wichtig Sanktionen sind. Bei jeder Regel sollte den Schülern und Eltern klar sein, was für eine Sanktion bei Verstoß folgt. Dies wird nach seiner Ansicht in vielen Schulen nicht mehr genügend praktiziert.
Andreas Günther kommunizierte viele Erziehungsweisheiten, die seiner Meinung nach ihre Gültigkeit nicht verloren haben. Sie kennen sie sicherlich: „Zuckerbrot und Peitsche“, „Geben und Nehmen“.
Der interessante Vortrag gab den anwesenden Kolleginnen und Kollegen viele weitere praktische Beispiele und Impulse wie wir „Frieden bewahren und Krieg vermeiden können.“
Fotos: C. Klee