Angesichts der Verzögerungen bei der Etablierung eines neuen Maßnahmenpakets der Staatsregierung zur Gewinnung und Wertschätzung von Lehrerinnen und Lehrern im Freistaat Sachsen appelliert der Sächsische Lehrerverband an die Koalitionspartner, zeitnah zu Ergebnissen zu gelangen.
Zum wiederholten Male zeigt das Einstellungsverfahren, dass der Freistaat nicht genügend ausgebildeten Lehrernachwuchs gewinnen kann. Diese dramatische Entwicklung hält nun schon seit mehreren Jahren an und kann auch nicht so schnell beendet werden. Der Sächsische Lehrerverband befürchtet, dass in absehbarer Zeit 10.000 der rund 30.000 sächsischen Lehrerinnen und Lehrer nicht mehr über eine vollständige und grundständige Lehrerausbildung verfügen wird, wenn alles so weiterläuft wie bisher. Diesem Zukunftsszenario muss im Interesse der Schülerinnen und Schüler dringend Einhalt geboten werden.
Verbeamtungsfrage versachlichen – ohne ideologische Grabenkriege oder Neiddebatten
Die Verbeamtung von Lehrerinnen und Lehrern ist eine politische Entscheidung, die von der Staatsregierung und dem Landtag getroffen werden muss. In Sachsen wird die Diskussion über die Verbeamtung von Lehrkräften derzeit in erster Linie mit dem Ziel der Gewinnung von ausgebildeten Lehrkräften geführt. In den meisten anderen Bundesländern ist es seit Jahrzehnten ein selbstverständliches Zeichen der Wertschätzung von Lehrerinnen und Lehrern, dass man dieser Berufsgruppe die Vorzüge des Berufsbeamtentums zukommen lässt.
Die Entwicklungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass genau die beiden Bundesländer, die ihre Lehrer nicht verbeamten, die höchste Seiteneinsteigerquote bei Neueinstellungen haben. In Sachsen liegt diese Quote mittlerweile bei über 50 Prozent, gefolgt von Berlin mit 40 Prozent. Die einzige realistische Chance, auf dem umkämpften Lehrer-Arbeitsmarkt mehr ausgebildeten Nachwuchs zu gewinnen, ist nachweislich die Verbeamtung von Lehrkräften. Potentielle Bewerber aus ganz Deutschland erwarten ein klares Signal, dass der Lehrerberuf in Sachsen attraktiver wird.
Untrennbarkeit von Verbeamtung und wertschätzenden Maßnahmen
Bei allen Maßnahmen, die seitens der Regierungskoalition angegangen werden, muss die Lehrer-Verbeamtung im Einklang stehen mit wertschätzenden Maßnahmen für die verdienstvolle Lehrergeneration. Das muss bei allen aktuellen Überlegungen der Grundsatz sein. Bei einer Entscheidung für die Verbeamtung dürfen die berechtigten jahrelangen Forderungen der Lehrkräfte, die nicht verbeamtet werden können, ernst genommen werden.
Die sächsischen Lehrerinnen und Lehrer erwarten dringend eine höhere Anerkennung. Nur so kann Ungerechtigkeiten in den Lehrerzimmern entgegengewirkt werden. Diese Lehrergeneration, die aus Altersgründen nicht mehr verbeamtet werden kann, hat das sächsische Schulsystem regelmäßig auf Spitzenplätze internationaler und nationaler Vergleichsstudien geführt und darf in diesem Prozess nicht der Verlierer sein. Die Lehrkräfte haben ein stetig steigendes Aufgabenpensum zu bewältigen, sei es bei der Integration von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf oder Migrationshintergrund, bei der Ausbildung des Lehrernachwuchses in hoher Zahl und der Qualifizierung von Seiteneinsteigern. Dafür gebührt ihnen Anerkennung und diese muss Bestandteil der Maßnahmen der Koalitionspartner sein.
Zügige Aufwertung des Lehrerberufs in Sachsen
Die generelle Aufwertung des Lehrerberufs in Sachsen ist alternativlos, wenn seitens der Landespolitik ein ernsthaftes Interesse besteht, sächsische Bildungsqualität zu erhalten. Deshalb müssen in den nächsten Tagen klare Handlungsziele und verlässliche zeitliche Perspektiven formuliert werden. Die wiederholten Verzögerungen bedeuten, dass die Erfolgschancen zur Gewinnung ausgebildeter Lehrkräfte im nächsten Einstellungsverfahren weiter sinken, während andere Bundesländer im Wettbewerb um den Berufsnachwuchs bereits Nägel mit Köpfen machen.
Erste Pläne gehen in die richtige Richtung
Der Sächsische Lehrerverband hatte seine Erwartungen bereits im Dezember auch gegenüber Staatsminister Christian Piwarz artikuliert. Die bisherigen Vorschläge von Kultusminister und Finanzminister gehen in die richtige Richtung. Höhergruppierungsmöglichkeiten in allen Schularten sind eine wichtige Forderung des Sächsischen Lehrerverbandes, genauso wie eine verbesserte Eingruppierung aller Grundschullehrer. Gegenüber dem Sächsischen Lehrerverband hatte Kultusminister Christian Piwarz wiederholt bestätigt, dass natürlich auch die Grundschullehrer mit einer vollständigen Lehrerausbildung nach dem Recht der ehemaligen DDR nach Entgeltgruppe 13 höhergruppiert werden sollen. Mittlerweile gibt es dazu auch konkrete Vorstellungen, wie das konform mit dem Tarifvertrag zur Eingruppierung von Lehrkräften realisiert werden kann.
Der Sächsische Lehrerverband dringt darauf, dass für erfahrene Lehrerinnen und Lehrer die Nettolohnlücke zu den Beamten geschlossen werden muss. Arbeitserleichterungen müssen fester Bestandteil eines neuen Maßnahmenpakets werden. Außerdem sind weitere Gerechtigkeitslücken zu schließen, dazu gehören u. a. eine höhere Wertschätzung für Ein-Fach-Lehrkräfte und Fachlehrer an Beruflichen Schulen bzw. Förderschulen. Dazu wird der Sächsische Lehrerverband auch weiterhin den Dialog mit der sächsischen Staatsregierung führen.