Der SLV fordert ein nachvollziehbares System, mit dem Mehrarbeit bei parallel laufenden Unterrichtsmodellen anerkannt und ehrlich abgerechnet wird.
Im Vergleich zum normalen Unterricht erfordert die didaktische Aufbereitung der Lernaufgaben für die selbstständige Erarbeitung neuer Stoffgebiete zu Hause von den Lehrerinnen und Lehrern viel Zeitaufwand. Im Klassenzimmer können neue Lerninhalte in einem kurzen Unterrichtsgespräch verständlich vermittelt werden und man erkennt sofort, ob es die Schüler auch verstanden haben. Im Distanzunterricht wären Unterrichtsstunden per Videokonferenz eine gute Alternative, aber dort wo sie nicht möglich sind oder nicht alle Schüler erreicht werden, sind schriftliche Erklärungen notwendig. Mit viel Zeitaufwand formuliert sie der Lehrer verständlich, altersgerecht und in möglichst kurzer Form. Lehrbücher sind meist für die selbstständige Erarbeitung neuer Lerninhalte wenig geeignet und die Anwendungsaufgaben setzen oftmals ein gewisses Grundwissen voraus, das nicht im Buch zu finden ist. Die Aufgabenstellungen für die Schüler werden auch in Schriftform kleinschrittig und verständlich formuliert. Eventuell aufkommende Fragen der Schüler, die sonst im Unterricht ganz einfach geklärt werden können, sollten bereits vorausschauend bedacht sein. Erst die Lösungen der Schüler vermitteln den Pädagogen dann einen Eindruck, ob die Schüler alle Erklärungen verstanden haben und bei den Aufgaben anwenden konnten. Diese Analyse der schriftlichen Schülerleistungen ist für die Lehrerinnen und Lehrer ebenfalls mit einem enormen Zeitaufwand verbunden.
Bereits vor dem Unterricht im Wechselmodell hat der Distanzunterricht die reguläre Arbeitszeit von Lehrerinnen und Lehrern zunehmend entgrenzt. So wie auch die Schüler in der Erledigung ihrer häuslichen Lernaufgaben nicht mehr an feste Stundenpläne gebunden sind, verschwimmen auch bei den Lehrkräften die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit infolge des hohen Arbeitszeitaufwandes. Lehrerinnen und Lehrer sehen sich zudem in der Verantwortung, für Rück- und Nachfragen ihrer Schüler per E-Mail, Telefon oder über eine Lernplattform auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten erreichbar zu sein.
Mit den eingeschränkten Schulöffnungen sind Lehrerinnen und Lehrer meist mit ihrer vollen Pflichtstundenzahl im Präsenzunterricht eingesetzt.
Bei Schulbetrieb an weiterführenden Schulen im Wechselmodell müssen Lehrkräfte neben dem täglichen Präsenzunterricht gleichzeitig die Erstellung und Betreuung häuslicher Lernaufgaben für die Schüler gewährleisten, die gerade nicht in der Schule unterrichtet werden. Gleiches gilt für Grundschullehrkräfte, weil sich einige wenige Eltern auf Grundlage der aufgehobenen Schulbesuchspflicht entschieden haben, ihre Kinder nicht zur Schule zu schicken.
Beide Unterrichtsformen adäquat und qualitativ gut zu bedienen, führt zwangsläufig für Lehrkräfte zu einem Mehraufwand über das Regelstundenmaß hinaus.
Das wird seitens des SMK aber nicht als Mehrarbeitszeit anerkannt. Der SLV hat in einem Offenen Brief ein System gefordert, mit dem Mehrarbeitszeit bei parallel laufenden Unterrichtsmodellen ehrlich abgerechnet wird. Das ist längst überfällig!