Für eine flächendeckende Lehrerversorgung im gesamten Freistaat müssen in der Lehrerausbildung neue Wege beschritten werden. Dazu gehören aus Sicht des Sächsischen Lehrerverbandes folgende Maßnahmen: die langfristige Sicherung der Lehramtsstudiengänge an den Universitäten in Leipzig, Dresden und Chemnitz; die Ausweitung der Lehrerausbildung an der TU Chemnitz, auch auf die Studiengänge für Oberschullehrer, Förderschullehrer und Berufsschullehrer sowie eine stärkere Regionalisierung der Lehrerausbildung durch die Einrichtung von Außenstellen der Universitäten in West- und Ostsachsen.
Der Bedarf an grundständig ausgebildeten Lehrkräften kann auch in absehbarer Zeit nicht in allen Schularten, Fächern und Regionen abgesichert werden, obwohl die Zahl der Studienplätze für ein Lehramtsstudium an den sächsischen Universitäten seit 2012 kontinuierlich erhöht wurde und mittlerweile auf 2.400 angestiegen ist. Problematisch ist die starke Fokussierung der neu ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer auf die Universitätsstädte Leipzig und Dresden. Das trifft die anderen Regionen besonders hart. Viele Millionen Euro werden alljährlich in die Lehrerausbildung investiert. Die Kapazitäten der Lehramtsstudiengänge liegen in Sachsen über den eigenen Bedarfen, weil auch Abiturienten aus anderen Bundesländern gern hier studieren. Ein Dilemma entsteht aber, wenn sich der eigene Lehrernachwuchs nicht in ausreichender Zahl für die Schulstandorte bewirbt, in denen dringender Bedarf besteht. Dann werden Seiteneinsteiger eingestellt, für deren Ausbildung erneut viel Geld ausgegeben werden muss. Für die Universitäten, aber auch für unsere Lehrerinnen und Lehrer, die mit der Lehrerausbildung betraut werden, stellt das eine Doppelbelastung dar.
„Die universitäre Lehrerausbildung muss unbedingt stärker regionalisiert werden, damit wir perspektivisch im gesamten Freistaat qualifizierten Lehrernachwuchs einstellen können“, sagt Jens Weichelt, Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbandes.
Der Sächsische Lehrerverband fordert deshalb, dass Außenstellen der Universitäten in Westsachsen und Ostsachsen eingerichtet werden. Damit wird gleichzeitig mehr sächsischen Abiturienten ein Lehramtsstudium in Sachsen ermöglicht. Ein hoher Anteil der Studienplätze im Lehramt wird mit Bewerbern aus anderen Bundesländern belegt (Uni Leipzig: ca. 60 Prozent!), die im Zulassungsverfahren aufgrund besserer Abiturnoten – die vom Anspruchsniveau nicht immer vergleichbar sind – einen Studienplatz erhalten. Eine zu hohe Zahl sächsischer Bewerber, die nicht zuletzt von ihren Lehrerinnen und Lehrer für ein Lehramtsstudium motiviert wurden, erhält alljährlich Absagen.
An den Universitäten in Leipzig, Dresden und Chemnitz müssen die Lehramtsstudiengänge langfristig gesichert werden. An der TU Chemnitz ist eine Ausweitung der Lehrerausbildung unerlässlich, um eine flächendeckende Lehrerversorgung im gesamten Freistaat zu gewährleisten.
Die Lehrerausbildung in Chemnitz hat eine Schlüsselrolle für die Sicherung des Lehrernachwuchses in ganz Sachsen. Die Kapazitäten im Studiengang Lehramt an Grundschulen müssen weiter erhöht werden. Die Studierendenzahlen an den Universitäten in Dresden und Leipzig für das Lehramt an Oberschulen und an der Universität Leipzig für das Lehramt Sonderpädagogik reichen bei weitem nicht aus, um den Bedarf nur annähernd zu decken. Die Lehramtsstudiengänge an der TU Chemnitz sind daher auch für die Schularten Oberschule, Förderschule und berufsbildende Schulen zu etablieren. Dabei muss vor allem die Gewinnung von Lehrernachwuchs in den sogenannten „MINT-Fächern“ Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sowie den technischen Fächern der berufsbildenden Schulen forciert werden.
„Die Lehrerausbildung an der TU Chemnitz spielt eine maßgebliche Rolle, um dem Lehrermangel im Freistaat langfristig zu begegnen. Zur Erhöhung der Zahl grundständig ausgebildeter Bewerber und zur Sicherung des Lehrernachwuchses in ganz Sachsen muss die Lehrerausbildung in Chemnitz verstetigt und erweitert werden. Wenn in der Hochschulpolitik kein Umdenken passiert, werden wir auch noch in zehn Jahren über Lehrermangel sprechen“, konstatiert Jens Weichelt.
Der SLV hatte vor Beginn der Koalitionsverhandlungen seine Erwartungen an die künftige Landespolitik formuliert und im Gespräch mit Staatsminister Christian Piwarz am 6. Februar 2020 seine Positionen bekräftigt.
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