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SMK-Pilotprojekt auf dem Prüfstand: Chancen und Grenzen von „Lernen durch Praxis“

©Drazen Zigic auf Freepik

Nach Angaben des SMK gibt es derzeit etwa 500 jugendliche Geflüchtete in Sachsen, die im Alter von 15 Jahren keine oder kaum Schulbildung haben. Um ihnen trotzdem die Chance auf ein Berufsleben und somit auf eine bessere Integration zu ermöglichen, startete mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres ein Pilotprojekt an drei Beruflichen Schulzentren in den LaSuB-Standorten Dresden (Pirna), Leipzig und Bautzen (Hoyerswerda). Dieses Projekt soll mit Beginn des Schuljahres 2024/2025 auf zwei weitere BSZ in Zwickau und Chemnitz ausgedehnt werden.

Was genau ist geplant?

„Das Pilotprojekt greift auf Bewährtes zurück und orientiert sich an der Integrationskonzeption und am Berufsvorbereitungsjahr. Es wurden aber auch neue Lernmodule entwickelt. Ziel ist es, geflüchtete Jugendliche ab 15 Jahren innerhalb von drei Jahren sprachlich und fachlich gepaart mit intensivem Praxislernen zur Ausbildungsreife oder in Beschäftigung zu führen“, so beschreibt es das SMK in seinem Blog.

Im ersten Jahr sollen deutsche Sprachkenntnisse in speziellen Vorbereitungsklassen erworben werden. Auch Praktika in Betrieben oder fachpraktischer Unterricht an den BSZ können Bestandteil des Unterrichts sein. Ab dem zweiten Jahr beginnt die zweite Phase, in der an zwei Tagen DaZ- oder Basiswissenunterricht und an drei Tagen praktische Fähigkeiten in Betrieben vor Ort oder den Werkstätten des BSZ vermittelt werden sollen. Unterstützung bieten Sozialpädagogen und Praxisbegleiter, wie bereits im zweijährigen BVJ.

Theorie trifft auf Praxis: Wunsch auf Realität?

Bei einer angenommenen Zahl von 500 infrage kommenden Jugendlichen und der Verteilung auf die fünf ausgewählten BSZ würde das pro BSZ vier gut gefüllte Klassen bedeuten, während sich bei Unterricht in den Praxisräumen die Zahl auf acht Gruppen erhöht. Dies erfordert einen erheblichen Mehrbedarf an Personal. Zusätzlich zu den bereits etablierten BVJ- und Vorbereitungsklassen werden nicht nur mehr Lehrkräfte benötigt, sondern auch eine Aufstockung des Personals, da die bisherigen Sozialpädagogen und Praxisbetreuer die Mehrarbeit allein nicht bewältigen können.

Entscheidend für den Erfolg wird sein, ob sich in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit ausreichend Betriebe finden lassen, die sich der Aufgabe stellen und nicht bei negativen Erfahrungen entmutigt werden. Oftmals erschweren Sprachprobleme und kulturelle Eigenheiten die Arbeit mit den Praktikanten. Wenn die Vermittlung an Unternehmen nicht in großem Umfang erfolgen kann, müssen die Kolleginnen und Kollegen an den BSZ die Hauptlast tragen. Das eigentliche Ziel, dass die Jugendlichen durch persönliche Leistungen überzeugen und eine berufliche Perspektive im Praktikumsbetrieb erhalten, würde dann ebenso verfehlt.

Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die Bemühungen aller Akteure in diesem Pilotprojekt erfolgreich waren. Für unsere Gesellschaft und die jungen Geflüchteten wäre dies überaus wünschenswert und wichtig. Tatsache ist aber auch: Damit Integration und das friedliche Zusammenleben in einer Gesellschaft gelingen können, bedarf es des Engagements aller Beteiligten.

Verfasserin des Beitrages ist DOREEN STOCKMANN, Vorsitzende des Fachverbandes berufsbildende Schulen im SLV. Erschienen ist der Artikel zuerst in der NSLZ 2/2024.