Im Rahmen eines Workshops des Sächsischen Lehrerverbandes nutzte der Staatsminister für Kultus, Christian Piwarz, die Gelegenheit, den Stand des aktuellen Einstellungsverfahrens und der geplanten Maßnahmen zur Aufwertung des Lehrerberufs in Sachsen darzustellen.
Im Rahmen eines sehr offenen und konstruktiven Dialogs artikulierten die Mandatsträger des SLV Positionen und Meinungen gegenüber dem Kultusminister. Der Landesvorsitzende des Sächsischen Lehrerverbandes, Jens Weichelt, formulierte auch im Rahmen dieser Veranstaltung die Erwartungen der sächsischen Lehrerinnen und Lehrer. Die geplante Verbeamtung von Lehrkräften muss mit wertschätzenden Maßnahmen für die verdienstvolle Lehrergeneration unbedingt im Einklang stehen. Christian Piwarz zeigte sich optimistisch, dass in den kommenden Tagen eine Einigung zwischen den Koalitionspartnern erzielt werden könnte.
Der Kultusminister stellte die dramatische Bewerbersituation im aktuellen und der künftigen Einstellungsverfahren dar. Im Wettbewerb um grundständig ausgebildete Lehrer haben Sachsen und Berlin klare Nachteile, weil sie trotz angehobener Einstiegsgehälter gegenüber den anderen Bundesländern nicht mithalten können, die ihre Lehrer verbeamten. Der Staatsminister erläuterte den Mandatsträgern des SLV einige geplante Maßnahmen für die verdienstvolle Lehrergeneration, die aus Altersgründen nicht mehr verbeamtet werden können.
Staatsminister Christian Piwarz hob vor dem Hintergrund irritierender Medienberichte zur beabsichtigten Eingruppierung der Grundschullehrkräfte in A 13 bzw. EG 13 hervor, dass damit selbstverständlich auch alle Lehrerinnen und Lehrer mit der DDR-Ausbildung „Lehrer für untere Klassen“ erfasst werden sollen. Während seiner Amtszeit hat es nie andere Denkrichtungen gegeben.
Wenn den potentiellen Bewerbern keine attraktiveren Angebote unterbreitet werden können, befürchtet das Kultusministerium perspektivisch für das sächsische Schulsystem einen Seiteneinsteigeranteil von einem Drittel, in bestimmten Regionen bzw. Schulen sogar bis zu 80 Prozent. Angesichts der Einstellungsbedarfe von fast 2.000 Lehrkräften pro Jahr kann der Freistaat Sachsen auch in den kommenden Jahren seinen Lehrerbedarf nicht annähernd selbst decken. „Wir müssen den jungen Lehrern von morgen das Angebot der Verbeamtung machen, sonst verlieren wir weiterhin die Hälfte der Lehramtsstudierenden und in der Folge wiederum die Hälfte der ausgebildeten Referendare an andere Bundesländer“, konstatierte der Staatsminister.
Ein Beispiel für das Gelingen der selbstständigen Deckung des Lehrerbedarfs zeigt der Freistaat Bayern, wo es bei den Einstellungsverfahren für manche Schularten Wartelisten von Bewerbern mit vollständiger Lehrerausbildung gibt. Im Anschluss an das Ministergespräch erläuterte Gerd Nitschke, Vizepräsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, die Einkommenssituation und Entwicklungsperspektiven von Lehrkräften in Bayern.
Für bayerische Lehrkräfte sind Aufstiegsmöglichkeiten berechenbar. Jeder kann sich über den voraussichtlichen Zeitpunkt seiner Höhergruppierung informieren und mit guten Leistungsbeurteilungen diesen Zeitraum sogar noch verkürzen. So steigen Gymnasial- und Berufsschullehrer in Bayern mit Besoldungsgruppe A13 (plus Stellenzulage) ein, erreichen derzeit spätestens nach 13 Jahren die A14 und gehen in den meisten Fällen mit einer A15 in den Ruhestand.
Welche Auswirkungen die Aussicht auf Verbeamtung auf Bewerberzahlen hat, konnte Gerd Nitschke an einem deutlichen Beispiel darstellen: Für unbesetzte Stellen an bayerischen Grund- und Mittelschulen sollten sich Real- und Gymnasiallehrer mit einer zweiten Qualifikation bewerben. Die Bewerberzahl dafür lag zunächst landesweit unter 30 – sobald die Bewerber aber eine Verbeamtungszusage erhielten, gab es etwa achtmal so viele Bewerbungen grundständig ausgebildeter Lehrkräfte.
Der Sächsische Lehrerverband dankt Staatsminister Christian Piwarz für seine Ausführungen im Rahmen des Workshops und dem BLLV-Vizepräsidenten Gerd Nitschke für seinen interessanten Vortrag über den Lehrerberuf im Freistaat Bayern