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Statements der Parteien zum Thema „Entlastungen“

Lehrkräfte müssen sich wieder auf die Kernaufgaben ihres Berufs konzentrieren können und von zusätzlichen (Verwaltungs-)Aufgaben entlastet werden. Zum Ausgleich arbeitsintensiver Klassenleiter- und Tutorentätigkeiten ist das Regelstundenmaß abzusenken oder eine zusätzliche Anrechnungsstunde zu gewähren. Sollte (wie vom SMK prognostiziert) bis 2030 wirklich ein Schülerrückgang zu verzeichnen sein, der mit einem Personalüberhang einhergeht, darf es keine Zwangsteilzeit für Lehrkräfte geben. Stattdessen müssen die zusätzlichen Ressourcen für die Verbesserung der Qualität des Unterrichts verwendet werden (Senkung des Klassenteilers insbesondere in Vorbereitungsklassen, Einsatz multiprofessioneller Teams).

Welche Position vertritt Ihre Partei zu Entlastungsmaßnahmen für Lehrkräfte wie einer Verringerung des Regelstundenmaßes, Senkung des Klassenteilers (vor allem in Vorbereitungsklassen) sowie Klassenleiter- und Tutorenstunden?

Sächsische Union

Die Möglichkeiten, entsprechende Entlastungsmaßnahmen zu ergreifen, sehen wir immer vor dem Hintergrund der vordringlichsten Aufgabe der Unterrichtsabsicherung und der dafür erforderlichen Personalgewinnung. Sofern sich diese Situation in den kommenden Jahren deutlich bei Wirksamwerden der Personalentwicklung im Rahmen des Maßnahmenplans zur Unterrichtsversorgung entspannt, werden wir weitere Attraktivitätssteigerungen und Entlastungsmöglichkeiten in den Blick nehmen können.

SPD Sachsen

Nach wie vor hat die Unterrichtsabsicherung oberste Priorität. Wir wollen deshalb in den nächsten fünf Jahren die Schulassistenz und die Schulsozialarbeit flächendeckend ausbauen, um zur Entlastung der Lehrkräfte beizutragen. Eine Erhöhung des Regelstundenmaßes – wie in anderen Bundesländern eingeführt – wird es mit der SPD auch künftig nicht geben. Wir setzen auf ein gutes Miteinander zwischen dem Freistaat Sachsen und seinen Beschäftigten, daher wollen wir das Modell eines freiwilligen Lebensarbeitszeitkontos einführen. Die sinkenden Kinderzahlen sehen wir als Chance für das Bildungssystem. Wir wollen freiwerdende Mittel nicht einsparen, sondern im System halten. So können Schulen erhalten und die Qualität gesteigert werden. Wir wollen keine Schulen schließen. Statt Schulschließungen wollen wir ein dichtes Schulnetz und kleinere Klassen. Die sinkenden Schülerzahlen bieten auch die Perspektive, die Klassenleiterstunde zur Entlastung der Lehrkräfte einzuführen und langfristig das Regelstundenmaß zu senken.

Bündnis 90/Die Grünen

Der Lehrkräftemangel ist unverändert die größte Herausforderung in der Bildungspolitik. Dies darf nicht dazu führen, dass Bestandslehrkräfte über Gebühr belastet werden, um die Unterrichtsversorgung zu sichern. Arbeitszeitstudien haben gezeigt, dass Mehrarbeit und eine hohe Arbeitsbelastung keine Ausnahme sind, sondern die Regel – individuelle Überforderung und gesundheitliche Gefährdungen inklusive. Um die Lehrkräfte zu schützen und den Beruf attraktiv zu halten, sind zeitgemäße Arbeitszeitmodelle (inkl. Arbeitszeiterfassung) und Teilzeitregelungen für Lehrkräfte jeden Alters unabdingbar. Die Übernahme besonderer Aufgaben durch Lehrkräfte wollen wir angemessen honorieren. Am Ziel, allen Klassenleiterinnen und Klassenleitern zeitnah eine Anrechnungsstunde zu gewähren, halten wir fest. Die Maßnahmen zum Gesundheitsmanagement setzen wir fort, wobei wir besonderes Augenmerk auf die mentale Gesundheit der Lehrkräfte legen.

Die erfolgte Erhöhung der Klassen- und Gruppenobergrenze für DaZ-Schülerinnen und Schüler sehen wir kritisch, wobei selbst dadurch nicht für alle zugewanderten Kinder und Jugendliche der Zugang zu Bildung gewährleistet und eine Beschulung sichergestellt werden konnte (und kann). Da die Regelung zeitlich befristet ist, werden wir vor einer Verlängerung intensiv prüfen, ob sie weiterhin notwendig ist. Mittelfristig wollen wir, sobald es die personelle Situation erlaubt, die Schülerzahl pro Klasse, insbesondere in Eingangsklassen, reduzieren. Eine Verringerung des Stundendeputats ist aus unserer Sicht vor allem bei Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern sowie Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern während ihrer berufsbegleitenden Qualifizierung angezeigt. Eine Erhöhung des Regelstundenmaßes bei Grundschullehrkräften lehnen wir ab.

Die Linke

Die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte hat enorm zugenommen. Sie müssen lange arbeiten und haben auch in den Ferien kaum Zeit, sich ausreichend zu erholen. Im Schuljahr 2022/2023 fielen 1,6 Millionen Unterrichtsstunden aus, auch wegen des hohen Krankenstandes.

Wir wollen, dass Lehrkräfte sich wieder mehr auf die Bildung der Kinder und Jugendlichen konzentrieren können. Dafür müssen sie entlastet werden, indem bessere Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Aufgaben, die nichts mit dem Unterricht zu tun haben, sollten durch multiprofessionelle Teams übernommen werden, in denen Fachkräfte für Verwaltung, Informationstechnik, Schulsozialarbeit und Psychologie arbeiten. Es ist notwendig, das Regelstundenmaß abzusenken oder zusätzliche Anrechnungsstunden für Klassenlehrkräfte einzuführen. Außerdem setzen wir uns dafür ein, dass keine „Zwangsteilzeit“ für Lehrkräfte eingeführt wird, auch wenn die Zahl der Schulkinder zurückgeht, wie es für die Zukunft vorhergesagt wird. Im Gegenteil: Wenn sich das Zahlenverhältnis zwischen Lehrkräften und Schulkindern ändert, muss das unbedingt genutzt werden, um die Qualität des Unterrichts zu verbessern. So sollte es möglich werden, die maximale Größe von Klassen (Klassenteiler) zu senken, damit sich die Lehrkräfte intensiver um ihre Schülerinnen und Schüler kümmern können.

Bündnis Sahra Wagenknecht

Nach unserer Meinung müssen Teams aus pädagogisch unterstützendem Personal (Erzieher, Sozialarbeiter, Psychologen), Verwaltungspersonal und IT-Fachkräften klar umrissene Aufgaben von den Lehrern übernehmen und so die Lehrer entlasten. Lehrer in Sachsen verwenden heute nur ein Drittel ihrer Arbeitszeit für den Unterricht. Zwei Drittel der Zeit dienen administrativen und Vorbereitungsaufgaben. Das muss anders werden.

Die starren Schüleruntergrenzen für den Betrieb von Schulen, die die Landesregierung anlegt, werden in Zukunft noch mehr Schulen im ländlichen Raum gefährden. Die unrealistisch hohen Klassenteiler des sächsischen Schulgesetzes müssen endlich überwunden werden – mit kleineren Klassen wachsen der Lernerfolg und auch die Motivation von Lehrern.

FDP

Angesichts des grassierenden Lehrermangels halten wir eine grundsätzliche Verringerung des Regelstundenmaßes sowie weitere Anrechnungsstunden zum jetzigen Zeitpunkt für nicht sinnvoll. Wir brauchen derzeit jede Stunde Unterricht im Bildungssystem. Gleichzeitig wissen wir um den hohen Belastungsgrad der Lehrkräfte. Anstatt Diskussionen über Teilzeitverbote oder unfreiwillige Mehrarbeit zu führen, wollen wir mehr Anreize für eine Flexibilisierung des Arbeitspensums schaffen. Aufstockungen müssen auch für Beamte kurzfristig und schulintern möglich sein. Um Engagement zu belohnen, setzen wir uns für Direktauszahlungen und Lebensarbeitszeitkonten ein. Jede Stunde weitere Arbeit darf dabei nicht mit Aktenbergen verschwendet werden. Lehrerinnen und Lehrer müssen sich um den Unterricht kümmern dürfen. Dafür müssen sie aber von allen anderen, unterrichtsfernen Tätigkeiten spürbar entlastet werden, beispielsweise durch Verwaltungsassistenten an allen Schulen in Sachsen.

Freie Wähler Sachsen

Grundsätzlich sind die aufgeführten Maßnahmen kosten- und personalintensiv. Für uns jedoch hat Bildung einen hohen Stellenwert. Daher fordern wir die Festlegung eines prozentualen, jährlichen Mindestanteils des Gesamthaushalts für Bildung. Welche der von Ihnen genannten Maßnahmen dann durch mehr finanzielle Zuweisung des Bildungshaushaltes umsetzbar sind, können wir hier nicht abschließend beantworten.

Bezüglich weiterer Entlastungsmaßnahmen verweisen wir auf die Beantwortung der Frage zu Unterstützungs- und Assistenzsystemen an den Schulen.

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