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Statements der Parteien zum Thema „Lehrerausbildung“

In Sachsen erfolgt seit dem Wintersemester 2012 die Lehrerausbildung in schulartspezifischen Studiengängen mit Staatsexamensabschluss. Die Zahl der Studienplätze für ein Lehramtsstudium an den sächsischen Universitäten wurde seit 2012 kontinuierlich erhöht und stieg 2018 auf 2.420. Trotz dieser enormen Anstrengungen sieht der SLV auch weiterhin das Problem, dass der Bedarf an grundständig ausgebildeten Lehrkräften auch langfristig nicht in allen Schularten, Fächern und Regionen abgesichert werden kann.

  • Ein hoher Anteil der Studienplätze wird mit Bewerbern aus anderen Bundesländern belegt (Uni Leipzig: ca. 60 Prozent!), die im Zulassungsverfahren aufgrund besserer Abiturnoten (die vom Anspruchsniveau nicht immer vergleichbar sind) einen Studienplatz erhalten. Eine zu hohe Zahl sächsischer Bewerber, die nicht zuletzt von ihren Lehrerinnen und Lehrer für ein Lehramtsstudium motiviert wurden, erhält alljährlich Absagen.
  • Die Bestehensquote in Lehramtsstudiengängen beläuft sich auf ca. 70 Prozent, gerade in Bedarfsfächern (insbesondere MINT) ist sie noch niedriger. Zielvereinbarungen mit den Universitäten sollten sich künftig stärker an der Zahl erfolgreicher Absolventen an Stelle der Studienanfänger orientieren.
  • Ungefähr 75 Prozent der Lehramtsstudierenden an den Universitäten Dresden und Leipzig, die nach ihrer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung in Sachsen bleiben, möchten nur in diesen beiden Universitätsstädten arbeiten. Das verschärft seit Jahren die ohnehin angespannte Bewerberlage insbesondere in den Regionen Ostsachsen, Chemnitz und Westsachsen.

An den Universitäten in Leipzig, Dresden und Chemnitz müssen diese Studiengänge langfristig gesichert werden. An der TU Chemnitz ist eine Ausweitung der Lehrerausbildung auch auf die Studiengänge für Oberschullehrer und Berufsschullehrer unerlässlich, um eine flächendeckende Lehrerversorgung im gesamten Freistaat zu gewährleisten. Zusätzlich muss nach Auffassung des SLV die Lehrerausbildung stärker regionalisiert werden, indem Außenstellen der Universitäten in Westsachsen und Ostsachsen eingerichtet werden. Nach Auffassung des SLV kann damit mehr sächsischen Abiturienten ein Lehramtsstudium in Sachsen ermöglicht werden. Auch Eignungsgespräche im Zuge des Zulassungsverfahrens sind ein weiteres wirksames Mittel, um dieses Ziel zu erreichen.

a. Soll nach Ansicht Ihrer Partei die Schulartspezifik des Lehrerstudiums beibehalten werden?

b. Wie steht Ihre Partei zu einer Regionalisierung der Lehrerausbildung?

c. Könnte sich Ihre Partei vorstellen, künftige Zielvereinbarungen mit den Universitäten stärker an der Zahl erfolgreicher Studienabsolventen auszurichten sowie Eignungsgespräche im Zulassungsverfahren festzuschreiben?

d. Wie kann die Lehrerausbildung den fächerspezifischen Bedarfen der Beruflichen Schulen, Gymnasien und Oberschulen künftig besser gerecht werden?

Sächsische Union

An der Schulartspezifik werden wir auch weiterhin festhalten.

Mit der Ausweitung der Studienplätze und dem nach wie vor hohen Bedarf an gut ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern geht aus unserer Sicht auch ein Bedarf nach zunehmender Regionalisierung der Lehrerausbildung einher. Diesen Prozess haben wir bereits angeschoben und werden diesen insbesondere im Rahmen von Kooperationen von Hochschulen mit den lehramtsausbildenden Universitäten ausweiten.

Zielvereinbarungen unter dem Blickwinkel erfolgreicher Studienabsolventen und einzurichtender Eignungsgespräche fortzuschreiben, sehen wir als durchaus gangbaren Weg; gleichwohl muss es auf die Bereitschaft der Universitäten ankommen, bedarfsgerecht und erfolgreich im Sinne des sächsischen Lehrerbedarfs auszubilden.  

Wir halten an der Fächerspezifik der Ausbildung fest und wollen die erreichten Erfolge weiter ausbauen.

SPD Sachsen

Die Schule der Zukunft braucht kluge und flexible Pädagog/innen, welche die Entwicklungen in unserer Gesellschaft aufmerksam verfolgen. Deshalb werden wir in einem Lehrerbildungsgesetz klare Vorgaben für die Veränderung des Lehramtsstudiums formulieren. Wir stärken die bildungswissenschaftlichen Anteile im Studium und legen einen Schwerpunkt auf didaktische Methodenvielfalt. Der Umgang mit Heterogenität, Kenntnisse in der Medienbildung und Bewegungsförderung werden in jedem Fach zu festen Bestandteilen des Studiums. Wir ermöglichen die Stufenausbildung, mit der Lehrkräfte in verschiedenen Schularten unterrichten können. Zudem streben wir eine einheitliche Regelstudienzeit von zehn Semestern an.

Mit dem „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“ erfolgt die Verstetigung des Hochschulpakts. Unser Ziel ist es, insgesamt 1.000 Beschäftigungsverhältnisse zu entfristen, darunter auch die Stellen in der Lehrerbildung. Das Bildungspaket wird endgültig entfristet, um dauerhaft in Chemnitz, Dresden und Leipzig auszubilden. Für das technische Berufsschullehramt weiten wir das KatLA-Projekt auf weitere Fachhochschulen aus.

Schon heute sind 60 Prozent der Lehramtsstudierenden aus Sachsen. Die SPD hat bei der Hochschulzulassung einen Bonus für das FSJ Pädagogik installiert, um Vorkenntnisse und regionale Bindung zu honorieren. Darüber hinaus sollen 80 Prozent der Absolvent/innen in der Regelstudienzeit plus zwei Semester gemäß Zielvereinbarungen abschließen. Daran gilt es anzuknüpfen.

Bündnis 90/Die Grünen

In unserem GRÜNEN Lehrerbildungsgesetz ist eine Ausbildung nach Schulstufen anstatt nach Schularten vorgesehen: Grundstufe Klasse 1 bis 6, Sekundarstufe Klasse 5 bis 12. Alle Lehrämter brauchen eine Ausbildung von gleicher Qualität und Dauer. Das Lehramt für Sonderpädagogik wollen wir zu einem Lehramt für Inklusionspädagogik weiterentwickeln.

Wir begrüßen die Regionalisierung der Lehramtsausbildung mit den geplanten Ausbildungsstätten in Annaberg-Buchholz und Löbau. Neben der Grundschullehrerausbildung an der TU Chemnitz wollen wir dort auch die Ausbildung von Berufsschullehrer*innen ansiedeln und ggf. die von Oberschullehrkräften. Wir können uns vorstellen, der Zahl erfolgreicher Absolvent*innen in den Zielvereinbarungen mit den Hochschulen größere Bedeutung beizumessen. Diese Zielvereinbarungen müssen aber auf Augenhöhe mit den lehramtsausbildenden Hochschulen geschlossen und dürfen nicht staatlich verordnet werden. Eignungstests für Studieninteressierte stehen wir offen gegenüber, ebenso wie der stärkeren Berücksichtigung von Praktika oder dem FSJ Pädagogik.

Neben dem Ausbau der Lehramtsausbildung an der TU Chemnitz und der weiteren Regionalisierung setzen wir für eine Deckung der fächerspezifischen Bedarfe auf eine bessere Berufs- und Studienorientierung in der Schule und eine frühere und gezieltere Beratung von Studieninteressierten. Seiteneinsteiger*innen und bereits im Schuldienst tätige Lehrkräfte müssen intensiver fort- und weitergebildet werden.

DIE LINKE

Wir wollen eine gemeinsame Ausbildung von Lehrer*innen mit einer Spezialisierung für unterschiedliche Schulstufen. Diese sorgt für eine universelle Einsetzbarkeit der Lehrkräfte an allen Schultypen.

Wir werden dafür die Wiederbegründung von Pädagogischen Hochschulen als Orte der pädagogischen Ausbildung für Lehr- und Erziehungskräfte in Angriff nehmen. Bestehende erziehungswissenschaftliche Einrichtungen des Freistaates werden wir in diese Hochschulen integrieren, das muss an mehreren Standorten im Freistaat erfolgen.

Wer die erste Staatsprüfung erfolgreich absolviert hat, muss einen Rechtsanspruch auf den unverzüglichen Beginn der zweiten Phase der Ausbildung haben. Dazu braucht es ein langfristig angelegtes Personalentwicklungskonzept des Landes, das Perspektiven und Chancen im sächsischen Schulwesen bietet. Ein solches integriertes Personalentwicklungskonzept werden wir in der kommenden Legislaturperiode vorlegen.

FDP

In unserer Zeit in der Regierung haben wir die unsägliche Bachelor- und Master-Ausbildung im Lehrerbereich, die einen Wechsel der Schulart nach dem Bachelor ermöglichte, abgeschafft. Wir stehen daher klar für eine schulartbezogene Lehrerausbildung. Die Lehrerausbildung selbst muss an den drei Hochschulen Dresden, Leipzig und Chemnitz weiter gestärkt werden. Dazu gehört auch die Etablierung der Oberschul- und Berufsschullehrerausbildung in Chemnitz. Es ist dabei sicherzustellen, dass nach dem Bedarf der Schularten und Fächer ausgebildet wird. Dies soll mit Zielvereinbarungen untersetzt werden, die sich an der Anzahl der Absolventen und den tatsächlichen schulart- und fächerspezifischen Bedarfen orientieren. Im Übrigen wollen wir auch außerhalb des Lehrerstudiums Zielvereinbarungen, die sich an den Absolventen- und nicht den Studienanfängerzahlen orientieren. Außerdem sollte berücksichtigt werden, dass nicht „auf Kante“ ausgebildet wird, sondern auch eine Ausbildung über Bedarf in Kauf genommen wird, um ein Mindestmaß an „Bestenauslese“ zumindest in der Zukunft zu gewährleisten. Einer Regionalisierung stehen wir offen gegenüber. Die Etablierung der Grundschullehrerausbildung in Chemnitz, die wesentlich von uns als FDP vorangetrieben wurde, folgte genau diesem Prinzip.

AfD

Wir fordern die Wiedereinführung der Bonus-Malus-Regelung für Abiturnoten und eine entsprechende Änderung des Staatsvertrags über die Vergabe von Studienplätzen, um Unterschiede in den Anforderungen für das Abitur in den verschiedenen Ländern auszugleichen. Sächsische Abiturienten sollen bevorzugt Studienplätze nach Befähigung in Sachsen erhalten. Wir wollen Zielvereinbarungen abschaffen, weil diese zu Fehlanreizen führen. Eine Ausrichtung an der Anzahl der Absolventen verstärkt den Druck, im Studium die Anforderungen zu senken. Wir möchten eine Pädagogische Hochschule Sachsen errichten, um eine gesetzlich geregelte, bedarfsgerecht geplante Lehrerausbildung ohne den Umweg von Referendariaten zu sichern und dazu auch den schulartübergreifenden akademischen Grad eines Diplom-Pädagogen wieder einzuführen.

Freie Wähler Sachsen

a. Ja. Die Schulartspezifik des Lehrerstudiums sollte beibehalten werden.

b. Jeder Studierende sollte den Studienort frei wählen können, was ein breites Angebot voraussetzt.

c. Zielvereinbarungen mit den Universitäten machen aus Sicht der FREIEN WÄHLER wenig Sinn. Eignungsgespräche im Zulassungsverfahren sollten nicht festgeschrieben werden.

d. Beratungsgespräche mit den Studenten sollten zielgerichtet die Bedarfe aufzeigen, um so die Chancen für die Übernahme in den sächsischen Schuldienst zu erhöhen.

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