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Viele gute Gespräche, aber auch kritische Stimmen!

©Knut Oberdiek

Vom 21. bis zum 24. März 2024 war der Stand des Sächsischen Lehrerverbandes einer der Anziehungspunkte auf der Leipziger Buchmesse. Zusammen mit anderen engagierten Ehrenamtlichen zeigten die Vertreter des SLV Präsenz und führten wertvolle Gespräche.

Die Besucher des Stands waren vielfältig: SLV-Mitglieder, Lehrkräfte anderer Organisationen, Messebesucher sowie Vertreter aus Instituten und Verlagen. Besonders erfreulich war das Interesse vieler junger Menschen an Fragen rund um den Lehrerberuf und die Ausbildungsbedingungen in Sachsen.

Licht und Schatten bei der Lehrerausbildung

Junge Menschen, die ihr Referendariat im Freistaat absolvieren möchten, stoßen jedoch oft auf Hindernisse. Es ist bedauerlich zu hören, dass Bewerber (für die Oberschule) aus anderen Bundesländern, trotz des anhaltenden Lehrkräftemangels, abgelehnt wurden und keine alternativen Angebote erhielten. Trotzdem verliefen die meisten anderen Gespräche positiv. Die Standbetreuer konnten viele junge Menschen für den wunderbaren Beruf des Lehrers begeistern oder sie darin bestärken, ihr Studium oder Referendariat mit voller Kraft und Intensität abzuschließen.

Auswirkungen der sinkenden Geburtenraten

In zahlreichen Gesprächen war ein weiteres dominierendes Thema die steigende Besorgnis und wachsende Verunsicherung hinsichtlich sinkender Geburtenraten, drohender Kita-Schließungen und bevorstehender Stellenkürzungen im Grundschulbereich ab 2026. Als SLV drängen wir darauf, dass politische Entscheidungsträger eine gegenteilige Strategie entwickeln, um den Erhalt von Einrichtungen zu gewährleisten und die Betreuungsqualität zu verbessern. Diese Haltung wurde von Gerhard Brand, dem Bundesvorsitzenden des VBE, in einer Podiumsdiskussion auf der Buchmesse, an der auch Kultusminister Christian Piwarz teilnahm, äußerst deutlich vertreten.

Kritik an den Lernstandserhebungen in der Grundschule

Ein weiterer Diskussionspunkt betraf die neuen obligatorischen Lernstandserhebungen an Grundschulen, die erstmals im Mai 2024 stattfinden sollen. Viele Grundschullehrkräfte betrachten diese vorgeschriebene Maßnahme skeptisch und hinterfragen ihre Notwendigkeit. Nach Ansicht des SLV verfügen die Lehrkräfte über ausreichend pädagogisches Know-how, um den Leistungsstand der Schüler am Ende der Schuleingangsphase zu beurteilen und entsprechend zu fördern. Viele Gesprächspartner teilen die Auffassung des SLV, dass die Durchführung und Auswertung der Lernstandserhebungen lediglich zu einer zusätzlichen Belastung für die Lehrkräfte an Grundschulen führen würden. Ebenfalls kontrovers diskutiert wird der Wegfall des Anfangsunterrichts zugunsten des Sachunterrichts in Klasse 1 und des Fachs Deutsch in Klasse 2, da dies als Einschränkung der pädagogischen Freiheit empfunden wird.

Zustimmung für ein verpflichtendes Vorschuljahr

Auf durchweg positive Resonanz stieß der Vorschlag des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, ein verpflichtendes Vorschuljahr für alle Kinder einzuführen. Dieser Schritt könnte dazu beitragen, soziale Unterschiede auszugleichen und einen gerechteren Einstieg in die Schullaufbahn zu ermöglichen. Zusätzlich würden sprachliche Schwierigkeiten frühzeitig erkannt und könnten entsprechend angegangen werden. Allerdings müssen vor der Einführung eines verbindlichen Vorschuljahres rechtliche Hürden überwunden werden, da eine Gesetzesänderung eine politische Mehrheit erfordert.

Die Leipziger Buchmesse bot erneut eine ausgezeichnete Gelegenheit zum Netzwerken, zur Diskussion wichtiger bildungspolitischer Themen und zur Entwicklung von Lösungsansätzen.