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Anerkennung und Entlastungen für die Bewältigung der Herausforderungen an den Schulen!

©Bild von stocking auf Freepik

Mit dem Start des Schuljahres 2023/2024 hat das Sächsische Staatsministerium für Kultus den Schulen einen Maßnahmenkatalog auferlegt, der Entlastung bieten und Unterrichtsausfall verhindern soll. Tatsächlich stellen digitale Lernmodule als Unterrichtsersatz und die Übertragung von Personalverantwortung die Schulen vor zusätzliche Mammutaufgaben und Belastungen. Bei der Integration ukrainischer Schüler in Regelklassen fehlt es an einer tatsächlichen Vorbereitung und angemessenen Unterstützung. Der Sächsische Lehrerverband appelliert an die Staatsregierung, endlich eine durchdachte und funktionierende Personalstrategie zu entwickeln und langfristige, realistische Lösungen für die Herausforderungen an sämtlichen Schulen im Freistaat bereitzustellen.

Schwieriger Schuljahresstart ohne zusätzliche Unterstützung

„Trotz 1.000 neuer Lehrkräfte ist das Schuljahr an vielen Schulen, insbesondere in ländlichen Regionen, erneut mit Stundentafelkürzungen und planmäßigem Unterrichtsausfall gestartet. Offene Lehrerstellen konnten nicht besetzt werden und die Einbindung der noch ungewissen Zahl ukrainischer Schüler in Regelklassen stößt an Kapazitätsgrenzen“, sagt SLV-Landesvorsitzender Michael Jung.

Sachsen verfügt über 1.381 öffentliche Schulen, von denen jede dringend zusätzliches Unterstützungspersonal benötigt. Die Bereitstellung von 172 zusätzlichen, befristeten Stellen für Assistenzkräfte sowie die Zuweisung von Budgetmitteln zur Personalbeschaffung an ausgewählte Schulen (insgesamt 400 im Schuljahr 2023/2024) werden aber nicht genug sein, um eine spürbare Entlastung zu erreichen und den Aufbau multiprofessioneller Teams erfolgreich voranzutreiben. Die eigenverantwortliche Rekrutierung und Einstellung von Mitarbeitern durch Schulleitungen, die sich dazu bereit erklärt haben, stellt zudem eine Mehrbelastung dar, die dringend auszugleichen ist.

„Es ist erfreulich, dass in diesem Einstellungsverfahren viele Lehrkräfte, die im Freistaat ihr Referendariat abgeschlossen haben, für den sächsischen Schuldienst gewonnen werden konnten. Begrüßenswert sind ebenfalls die – wenn auch zögerlichen – Initiativen des SMK, mehr Personal an die Schulen zu bringen. Als Vertretung der sächsischen Lehrkräfte fehlen uns aber Bemühungen und attraktive Angebote, um die vorhandenen Kollegen im Schuldienst zu halten. Dazu gehört die Gewährung der lange angekündigten Klassenleiterstunde sowie weiterer Anrechnungsstunden für zusätzliche Aufgaben. Wieder einmal mangelt es an Dankbarkeit und Wertschätzung für die Verdienste der Kollegen in den zurückliegenden, schwierigen Schuljahren“, kritisiert Michael Jung.

Digitale Selbstlernangebote bedeuten Mehrbelastung und sind kein Unterrichtsersatz

Der vom SMK anvisierte Einsatz digitaler Selbstlernmodule zur Bewältigung des Lehrkräftemangels stößt beim SLV auf heftige Kritik. „‘Digitale Selbstlernangebote‘ erwecken den Eindruck, dass dafür keine Lehrkraft mehr gebraucht wird. Doch das Gegenteil ist der Fall: Der Einsatz dieser Module muss didaktisch aufbereitet, Rück- und Nachfragen der Lernenden beantwortet, Schülerleistungen kontrolliert und analysiert werden. Wenn dann parallel eine weitere Klasse zu unterrichten ist, entsteht eine Doppelbelastung und ein Mehraufwand über das Regelstundenmaß hinaus. Der SLV fordert dafür ein nachvollziehbares System, mit dem Mehrarbeit bei parallellaufenden Unterrichtsmethoden anerkannt und ehrlich abgerechnet wird“, konstatiert Michael Jung.

Zudem besteht an vielen sächsischen Schulen hinsichtlich der Digitalisierung Nachholbedarf. Nach wie vor mangelt es in einigen Regionen an einer leistungsfähigen Internetanbindung und gut ausgebautem WLAN. Nicht alle Lehrkräfte und Schüler verfügen über digitale Endgeräte. Dabei ist die Anschlussfinanzierung des Bundesprogramms „Digitalpakt Schule“ zur Förderung und Aufrechterhaltung der digitalen Infrastruktur weiterhin ungeklärt. Budgetkürzungen im Bereich der Ganztagesangebote haben Projekte zur Medienbildung beeinträchtigt. Auch im Bereich der Lehrkräftebildung bedarf es in puncto Digitalisierung dringend Verbesserungen. Der SLV bekräftigt zudem seine Forderung nach gesetzlich festgelegten Bildungstagen, um Lehrkräften mehr Zeit für regelmäßige Fortbildungen zu digitalen Themen zur Verfügung zu stellen.

„Wir sehen uns erneut vor einer schwierigen und vergleichsweise kompakten Schuljahressituation. Eine umfassende Unterrichtsabdeckung ist von großer Bedeutung, kann aber zu Beginn des Schuljahres noch nicht einmal für die Abschlussklassen zu 100 Prozent gewährleistet werden. Aufgrund der frühzeitigen Prüfungen und des dichten Terminkalenders muss den Absolventen und ihren Lehrkräften besondere Aufmerksamkeit zukommen“, sagt Michael Jung.