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Herausforderung Lehrerversorgung für Sachsen

©T. Fruß

Am 3. Februar 2022 fand der turnusmäßige Austausch zwischen dem Sächsischen Staatsminister für Kultus, Christian Piwarz, und dem Geschäftsführenden Vorstand des SLV statt. Zu Beginn des Jahres 2021 musste das Gespräch pandemiebedingt ausgesetzt werden. An diesem Donnerstag war eine Zusammenkunft aufgrund der Coronalage ebenfalls nur eingeschränkt und damit in digitaler Form möglich. Neben dem Staatsminister und dem SLV-Vorstand nahmen aus dem SMK auch Claus Schulte (Abteilung 2, Lehrer und Ressourcen), Petra Zeller (Leiterin Referat 24, Lehrerbildung) und Referent Björn Schaarschmidt an der Video-Sitzung teil. In weitgehend konstruktiver Atmosphäre wurde über brennende Fragen zur Lehrerausbildung, zum Lehrkräftemangel, zu Entlastungen für das Schulpersonal und zur Pandemiesituation im Schulbereich gesprochen.

Regionalisierung der Lehrerausbildung

Eine flächendeckende Lehrerversorgung im gesamten Freistaat ist weiterhin die große Herausforderung. Langfristige Lösungen zu deren Bewältigung sieht der SLV vor allem auch in einer stärkeren Regionalisierung der Lehrerausbildung. Die Grundschullehrerausbildung in Chemnitz hat bereits eine Schlüsselrolle für die Sicherung des Lehrernachwuchses in der Region eingenommen. Die Lehramtsstudiengänge an der TU Chemnitz sind deshalb auch für die Schularten Oberschule, Förderschule und berufsbildende Schulen zu etablieren. Dabei muss vor allem die Gewinnung von Lehrernachwuchs in den sogenannten „MINT-Fächern“ Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sowie den technischen Fächern der berufsbildenden Schulen im Vordergrund stehen. Zusätzlich müssen Außenstellen der Universitäten in Westsachsen und Ostsachsen eingerichtet werden. Damit kann gleichzeitig mehr sächsischen Abiturienten ein Lehramtsstudium unweit ihrer Heimatorte ermöglicht werden. Künftige Zielvereinbarungen mit den Universitäten sollten stärker an der Zahl erfolgreicher Studienabsolventen ausgerichtet werden.

Die Erweiterung der Zahl der Studienplätze im Lehramt auf 2.700 jährlich, die Verstetigung der Grundschullehrerausbildung an der TU Chemnitz, zusätzliche Ausbildungsstätten für Grundschulreferendare in Löbau und Annaberg-Buchholz sowie der Anwärtersonderzuschlag von über 1.000 Euro monatlich für Referendare in Bedarfsregionen sind geeignete Maßnahmen, um mehr Lehrkräfte in die Bedarfsregionen zu lenken. Denen müssen nun endlich weitere Schritte folgen, um eine flächendeckende Lehrerversorgung in ganz Sachsen zu gewährleisten.

Maßnahmen zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels

Angesichts steigender Schülerzahlen und bundesweit hoher Lehrerbedarfe ist die Bekämpfung des Lehrkräftemangels auch in Sachsen weiterhin ein wichtiges Thema. Der SLV hatte immer wieder angemahnt, dass die tatsächlichen Bedarfe an den Schulen im Freistaat vom SMK nicht veröffentlicht werden. Staatsminister Christian Piwarz stellte im Gespräch eine realistische Lehrerbedarfsprognose in Aussicht, die derzeitig von seinem Ministerium erarbeitet wird und auf deren Grundlage entsprechende Maßnahmen intensiver verfolgt werden sollen. Dazu gehört unter anderem die Öffnung der Schulen für ausländische Fachkräfte und für zusätzliche Berufsgruppen. Auch die Fortführung der Verbeamtung über das Jahr 2023 hinaus sieht Staatsminister Christian Piwarz als unerlässlich an.

Mit Blick auf das laufende Einstellungsverfahren erwartet der SLV, dass alle grundständig ausgebildeten Bewerber eingestellt werden. Zudem müssen auch unterjährig Einstellungen in allen Schularten möglich sein – schulscharf und nach Liste –, da dem Personalmangel sonst nicht mehr zu begegnen ist. Staatsminister Christian Piwarz machte in diesem Zusammenhang noch einmal deutlich, dass nicht jeder Bewerber für die Städte bzw. LaSuB-Bereiche Leipzig und Dresden ein Angebot erhalten kann. Es werden aber allen Bewerbern, die Leipzig oder Dresden als Arbeitsort angeben, alternative Angebote unterbreitet. Da das SMK die Verantwortung für alle Schulen im Freistaat gleichermaßen trägt, können nicht alle jungen Lehrkräfte in Leipzig und Dresden eingestellt werden.  

Neben der Gewinnung neuer Lehrkräfte ist auch die Bindung des vorhandenen pädagogischen Personals an den Schulen von enormer Bedeutung. Staatsminister Christian Piwarz zeigte sich überrascht, als von Seiten des SLV über zunehmende Diskrepanzen, mangelnde Transparenz und Generationenkonflikte zwischen einigen Schulleitungen und Lehrkräften berichtet wurde, was vermehrt Ausfälle und vorzeitige Renteneintritte beim Lehrpersonal zur Folge hat. Der SLV sieht in Schulleiter-Schulungen zu guter Mitarbeiterführung und Personalbindung Möglichkeiten, Kommunikationsprobleme zu überwinden und mehr Verständnis füreinander zu entwickeln.

Entlastungen/Arbeitserleichterungen von Lehrkräften

Zusätzliche Anforderungen im Schulalltag, wie z. B. Integration, Inklusion, Ganztagsbetreuung, Mentorentätigkeit, haben schon vor Corona einen erheblichen Mehraufwand für die Lehrkräfte bedeutet. Während der Pandemie haben die Herausforderungen noch einmal zugenommen, viele Pädagoginnen und Pädagogen sind beruflich an ihre persönlichen Belastungsgrenzen gestoßen.

Staatsminister Christian Piwarz nimmt die Erwartungen der sächsischen Lehrerinnen und Lehrer hinsichtlich gewünschter Entlastungen weiterhin ernst, gleichzeitig sind sich die politischen Akteure ihrer Verantwortung für die Unterrichtsversorgung in Zeiten des Lehrermangels bewusst. Arbeitserleichterungen sind deshalb nur in dem Rahmen möglich, wie es gelingt, genügend Lehrkräfte einzustellen. Die Lehrernachwuchsgewinnung hat also auch für Entlastungen eine entscheidende Bedeutung.

Um Schulen und Lehrkräfte bestmöglich zu unterstützen, sind in den letzten Jahren zahlreiche Assistenzprogramme eingeführt worden. Leider führen befristete Verträge und die unterschiedliche Bezahlung immer wieder zu Unmut bei den Assistenzen genauso wie bei den Schulen. Staatsminister Christian Piwarz sicherte zu, dass das Ziel die Verstetigung der Assistenzstellen im nächsten Haushaltsplan 2023/2024 ist. Auch die Entfristung und ein Aufwuchs der Stellen werden anvisiert. Voraussetzung für die Umsetzung dieses Vorhabens ist aber die Entscheidung der Staatsregierung für die Fortführung der Verbeamtung von Lehrkräften nach 2023. Verlässliche Aussagen dazu werden spätestens im Mai 2022 erwartet.

Schulbetrieb unter Pandemiebedingungen

Angesichts der derzeitigen, andauernden Belastungen durch die Corona-Pandemie sehnen sich die Lehrerinnen und Lehrer nach Erholung in den Winterferien, die am 14. Februar 2022 beginnen werden. Für das zweite Halbjahr des Schuljahres 2021/2022 kündigte der Staatsminister eine Rückkehr zu mehr Normalität im Schul- und Kitabetrieb an. So soll mit Inkrafttreten der neuen Verordnung am 6. März 2022 die Schulbesuchspflicht wieder gelten, der eingeschränkte Regelbetrieb an Grund- und Förderschulen sowie in Kitas soll wegfallen und Schulfahrten wieder ermöglicht werden.