Aktuelles

Statements der Parteien zum Thema „Bildung“

Bildung ist unser höchstes Gut. Die Wahrung der Qualität sächsischer Bildung gehört in den ständigen Fokus und benötigt die Anstrengung aller, überparteilich und über Legislaturperioden hinaus.

Welche langfristigen und überparteilichen Maßnahmen plant Ihre Partei, um der kontinuierlichen Qualitätssicherung, bei gleichzeitig wachsenden Herausforderungen wie Integration und Inklusion, in den Bildungseinrichtungen gerecht zu werden?

Sächsische Union

Wir haben in dieser Legislaturperiode den Strategieprozess „Bildungsland Sachsen 2030“ initiiert und unter Federführung des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus auf den Weg gebracht. Unter breiter fachlicher und wissenschaftlicher Beteiligung wurden Maßnahmen beraten und identifiziert, die eine langfristige Verbesserung der schulischen Bildung im Freistaat Sachsen sicherstellen soll. Diesen Prozess wollen wir in der kommenden Legislaturperiode im Rahmen der Umsetzung dieser Maßnahmen und einer kontinuierlichen Erfolgskontrolle fortsetzen.

SPD Sachsen

Die SPD Sachsen wirbt um weiteres Vertrauen zur Gestaltung der sächsischen Bildungspolitik, um ihre Erfahrungen und Ideen in eine neue Koalition einbringen zu können. Eine langfristige Bildungsplanung und vorausschauendes Agieren sind uns wichtig. Deshalb richten wir die Unterrichtsversorgung auf 104 Prozent aus, schreiben die Lehrerbedarfsprognose regelmäßig fort und halten alle notwendigen Planstellen vor. Mit dem Ausbau des Unterstützungs- und Assistenzsystems sowie der Budgetierung sorgen wir zudem für Entlastung. Die Stärkung der frühkindlichen Bildung, mehr Ganztags- und Gemeinschaftsschulen sowie sozialindexbasierten Zusatzressourcen werden mehr Chancengerechtigkeit schaffen. In Zeiten sinkender Kinderzahlen gilt es, wohnortnahe Kitas und Schulen vorzuhalten. Schulschließungen gehören der Vergangenheit an. Mit Binnendifferenzierung, jahrgangsübergreifendem Unterricht und längerem gemeinsamen Lernen kann das Schulnetz sogar verdichtet werden. Durch das Nutzen der demografischen Dividende kann ein pädagogisches Plus entstehen, so können beispielsweise Bildung und Lernorte kontinuierlich inklusiv weiterentwickelt werden.

Bündnis 90/Die Grünen

Wir BÜNDNISGRÜNE wollen beste Bildung für alle ermöglichen. Dabei sehen wir Diversität an Schulen als Bereicherung. Es ist unser Auftrag, für alle Kinder und Jugendlichen den Zugang zu Bildung zu sichern, unabhängig von Herkunft, Familiensprache oder einer möglichen Beeinträchtigung. Um wohnortnah eine inklusive Beschulung in allen Förderschwerpunkten abzusichern, wollen wir die eingerichteten Kooperationsverbünde verstetigen. Außerdem setzen wir uns dafür ein, dass inklusiv arbeitende Schulen pauschale Zuweisungen erhalten, die sie nach Bedarf vor Ort in zusätzliche räumliche oder personelle Kapazitäten investieren können – in Ergänzung zu Gewichtungsfaktoren bei der Klassenbildung und Integrationsstunden, die oft genug nicht mehr (vollumfänglich) in der Praxis ankommen.

Neu zugewanderte Kinder und Jugendliche sollen so schnell wie möglich einer Schule zugewiesen werden, wobei wir grundsätzlich am dreistufigen Integrationskonzept festhalten. Wir begrüßen neue Formate wie das Bildungsangebot „Lernen durch Praxis“, um Jugendlichen mit Migrationshintergrund und stark unterbrochenen Bildungsbiografien eine sinnvolle Perspektive hinsichtlich Ausbildung und Arbeit zu eröffnen.

Wir wollen insgesamt die Eigenständigkeit der Schulen stärken und ihnen mehr Befugnisse bei der Budgetbewirtschaftung einräumen. Die Servicestelle für besondere Bildungsangebote im Landesamt für Schule und Bildung wollen wir dabei verstetigen und bei Bedarf ausbauen. Das Unterstützungssystem Schulentwicklung soll ausgebaut werden und Supervision, Prozessbegleitung sowie interne und externe Evaluation umfassen. Die Aufgabe der Unterrichts- und Schulentwicklung wurde lange mit Verweis auf knappe Ressourcen vernachlässigt. Deshalb haben wir den Beteiligungsprozess „Bildungsland Sachsen 2030“ ausdrücklich begrüßt. Nun erwarten wir, dass die Empfehlungen und Hinweise tatsächlich für eine Weiterentwicklung des sächsischen Bildungssystems genutzt werden. Dies gilt vor allem für eine zukunftsfähige Pädagogik, Lern- und Prüfungskultur.

Wir BÜNDNISGRÜNE wollen moderne, gerechte und demokratische Schulen und werden uns weiter für ein hochwertiges, chancengerechtes und inklusives Bildungssystem einsetzen.

Die Linke

Wir wollen eine „Schule für alle“, an der alle Kinder gemeinsam lernen können, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, Migrationsgeschichte oder eines sonderpädagogischen Förderbedarfs. So lassen sich Vorurteile abbauen und Solidarität kann erlernt werden. Gemeinsames Lernen wirkt nachweislich positiv auf den Lernerfolg, wenn es richtig konzipiert und fachlich unterstützt wird.

In der aktuellen Legislatur wurde das Schulgesetz novelliert. Die Änderungen betrafen vor allem die Bereich Inklusion und Integration. Um eine kontinuierliche Qualitätssicherung gerecht zu werden, müssen die Voraussetzungen geschaffen werden. So forderte unsere Fraktion im Sächsischen Landtag u.a., dass die oberste Schulaufsichtsbehörde verpflichtet wird, dem Landtag alle zwei Jahre über die Umsetzung der Inklusion zu berichten. Auf der Grundlage dieses Berichts solle über weitere Maßnahmen zur Weiterentwicklung des inklusiven Unterrichts sowie über die Bereitstellung der zu deren Umsetzung erforderlichen Voraussetzungen, Ausstattungen und Mittel entschieden werden.

Eine inklusive Gesellschaft beginnt in der Kita und setzt sich in einer inklusiven Schule fort. In der Klassenbildungsverordnung ist die Schwelle der Anerkennung von Kindern mit besonderem Förderbedarf zu hoch, die Förderung sollte erleichtert werden. Sachsen hält allerdings an einem Förderschulwesen fest, das nicht mit der UN-Behindertenrechtskonvention vereinbar ist und auch immer wieder international kritisiert wird. Das Recht auf inklusive Beschulung muss im Sächsischen Schulgesetz verankert werden. Wir wollen chancengleiche Bildung ohne Diskriminierung. Wir wollen allen Schulkindern und ihren Eltern das Recht auf die freie Wahl der Schulform ermöglichen. Dazu wollen wir die Trennung der Schulformen überwinden, das Förderschulsystem zurückbauen und die Aufnahme von Schulkindern mit Behinderungen in Regelschulen ermöglichen.

Für eine inklusive Bildung ist eine umfassende Ausstattung der Regelschulen notwendig. Fachpersonal für Sonderpädagogik, das für den inklusiven Unterricht dringend benötigt wird, soll auch in regulären Schulen unterrichten. Außerdem setzen wir uns dafür ein, inklusive Lehr- und Lernkonzepte in der allgemeinen Lehramtsausbildung fest zu verankern sowie alle Lehrkräfte im Bereich inklusive Bildung weiterzubilden. Mehr Schulassistenzen sollen den Unterricht unterstützen, barrierefreie Schulgebäude müssen geschaffen werden, damit der Wunsch, eine bestimmte Schule zu besuchen, nicht an einer fehlenden Rampe scheitert. Schließlich sollte die Deutsche Gebärdensprache als Fremdsprache anerkannt und an Schulen verstärkt vermittelt werden. Wir wollen außerdem eine gesetzliche Grundlage für den Anspruch auf Beschulung in Gebärdensprache für Gehörlose (in Förderzentren) schaffen und die kontinuierliche Kompetenzerweiterung von Lehrkräften im Ausüben und Anwenden der Deutschen Gebärdensprache sicherstellen.

Bündnis Sahra Wagenknecht

Investitionen in Bildung und Infrastruktur: Unsere Partei setzt sich für eine signifikante Erhöhung der Investitionen in Bildung und die Modernisierung der Bildungsinfrastruktur ein. Dazu gehören der Ausbau und die Renovierung von Schulen, die Bereitstellung moderner Lehrmittel sowie der flächendeckende Zugang zu Bildungsressourcen. Nur so können wir gewährleisten, dass alle Schülerinnen und Schüler in einer ansprechenden und förderlichen Lernumgebung unterrichtet werden.

Förderung von Lehrkräften: Wir sehen die kontinuierliche Weiterbildung und Unterstützung der Lehrkräfte als zentralen Baustein für eine hohe Bildungsqualität. Dazu zählen regelmäßige Fortbildungsprogramme, das Etablieren der Anerkennung des Berufes in der Gesellschaft, bessere Arbeitsbedingungen, sowie die Förderung von Teamarbeit und interdisziplinärem Austausch unter den Lehrkräften.

Überparteiliche Bildungsallianzen: Wir streben überparteiliche Zusammenarbeit an, um eine nachhaltige und stabile Bildungslandschaft zu schaffen. Dies beinhaltet regelmäßige Dialoge und Kooperationen mit anderen Parteien, Bildungsexperten, Gewerkschaften und Elternvertretungen. Ziel ist es, gemeinsame Bildungsstandards und langfristige Bildungsstrategien zu entwickeln, die parteiübergreifend unterstützt werden.

Forschung und Evaluation: Um die Qualität der Bildung kontinuierlich zu sichern und zu verbessern, unterstützen wir verstärkte Bildungsforschung und regelmäßige Evaluationsprozesse. Hierzu gehört die wissenschaftliche Begleitung von Bildungsprojekten sowie die Nutzung von Feedback und Daten, um Bildungsangebote ständig zu optimieren.

Chancengerechtigkeit und soziale Durchlässigkeit: Unser Bildungssystem soll allen Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft die gleichen Chancen bieten.

Durch diese Maßnahmen wollen wir sicherstellen, dass die Qualität unserer Bildungseinrichtungen auch in Zeiten wachsender Herausforderungen gewahrt bleibt und weiter verbessert wird. Dabei legen wir großen Wert auf eine kontinuierliche und überparteiliche Zusammenarbeit, um nachhaltige Lösungen zu finden, die dem Wohl aller Schülerinnen und Schüler dienen.

FDP

Wir Freie Demokraten wollen beispielsweise multiprofessionelle Teams an allen sächsischen Schulen verankern: Im Kollegium arbeiten Lehrer, Schulassistenzen, Schulsozialarbeiter und Honorar- und Aufsichtskräfte zusammen an den besten Bedingungen für jede Schülerin und jeden Schüler. Wir wollen das Assistenzsystem auch um Schulgesundheitsassistenten erweitern, die komplizierten Zuständigkeiten für die Schulsozialarbeit straffen und die Finanzierung vollständig kommunalisieren.

Zum anderen wollen wir in der Staatsregierung die Rahmenbedingungen für eine kontinuierliche Qualitätsentwicklung schaffen. Neben dem Abbau von Bürokratie schlagen wir deshalb eine Stärkung der schulischen Eigenverantwortung vor: Was vor Ort geregelt werden kann, soll auch dort entschieden werden, ohne dass die Bildungsverwaltung hohe Hürden aufbauen kann.

Freie Wähler Sachsen

Für uns steht der Lernerfolg der Schüler in den Bildungseinrichtungen im Vordergrund jeglichen politischen Handelns. Aus unserer Sicht ist es seit einigen Jahren in vielen Schulen nicht mehr selbstverständlich, dass die deutsche Sprache von den Schülern ausreichend gut beherrscht wird. Damit ist die absolute Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Unterricht für Schüler und Lehrer nicht gegeben. Daher fordern wir die Einführung eines obligatorischen Vorschuljahres. Ziel muss sein, dass jeder Schüler die deutsche Sprache insoweit beherrscht, dass ohne Probleme dem Unterricht gefolgt werden kann.

Mittel- und langfristig wollen wir den Wechsel auf weiterführende Schulen erst nach Abschluss der Klasse 6. Die bisherige Regel zum Schulwechsel nach der 4. Klasse erscheint uns im Hinblick auf die Entwicklung vieler Kinder zu früh. Deshalb soll die Bildungsempfehlung künftig grundsätzlich erst in Klasse 6 erfolgen. Klasse 5 und 6 sind dann als Orientierungsstufe so auszubauen, dass die Anforderungen der Kultusministerkonferenz an die Mindestwochenstundenzahl für den gymnasialen Bildungsweg erbracht werden.

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