Die Vermittlung didaktischer Inhalte muss im Mittelpunkt des Lehramtsstudiums stehen. Es ist eine eigenständige Fakultät für das Lehramt zu etablieren und der Einfluss der Zentren für Lehrerbildung gegenüber den Fakultäten muss verstärkt werden. Studieninhalte – vor allem in den MINT-Fächern – sollen sich viel mehr an den Bedürfnissen der angehenden Lehrkräfte und der tatsächlichen Unterrichtspraxis orientieren. Mehr verpflichtende Praxisanteile (z. B. Praxissemester) im Studium, die auch schulartfremd und sachsenweit zu absolvieren sind, ermöglichen den angehenden Lehrkräften, das eigene pädagogische Handeln zu erproben und frühzeitig die Eignung für den Lehrerberuf zu überprüfen.
Handlungsbedarf sieht der SLV auch bei den zu hohen Zulassungsvoraussetzungen für ein Lehramtsstudium. Vor allem der Numerus Clausus bei Bedarfsfächern muss entfallen, stattdessen soll in Assessment-Centern die Eignung für den Lehrerberuf geprüft werden. Pädagogische Vorerfahrungen aus einem FSJ Pädagogik sollten wirksam berücksichtigt werden.
Aus Sicht des SLV müssen sich die Zielvereinbarungen mit den Universitäten künftig stärker an der Zahl erfolgreicher Absolventen an Stelle der Studienanfänger orientieren. Nur so kann die Bestehensquote in den Lehramtsstudiengängen – auch in den Bedarfsfächern – erhöht werden.
Die Regionalisierung der Lehrerausbildung ist weiter voranzutreiben, indem Außenstellen der Universitäten in West- und Ostsachsen eingerichtet werden. Schwerpunkte bilden dabei die Lehramtsstudiengänge für die Schularten Oberschule, Förderschule und berufsbildende Schulen. Vor allem die Gewinnung von Lehrernachwuchs in den sogenannten „MINT-Fächern“ (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sowie den technischen Fächern der berufsbildenden Schulen muss forciert werden.
Welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um das Lehramtsstudium praxisorientierter zu gestalten, auch digitale Kompetenzen zu verankern, und die Regionalisierung der Lehrerausbildung endlich sachsenweit voranzutreiben?
Wir sehen mit Blick auf den nach wie vor hohen Bedarf an grundständig ausgebildeten Lehrkräften Veränderungsbedarf im Bereich der Lehramtsausbildung, der sich auf eine stärkere Konzentration auf pädagogische und didaktische Kompetenzen richten muss, um den Studienerfolg im Hinblick auf den bestehenden Bedarf zu verbessern.
Über die konkrete Ausgestaltung und Fortentwicklung der Curricula werden wir frühzeitig in der kommenden Legislaturperiode in den fachlichen Austausch mit den lehrerausbildenden Hochschulen treten und den konkreten Anpassungsbedarf definieren. Auch uns befriedigt die aktuelle Situation nicht.
Darüber hinaus ist es unser Ziel, die Lehramtsausbildung insbesondere in den sogenannten „Mangelregionen“ im Rahmen von Kooperation der sächsischen Hochschulen mit den lehrerausbildenden Hochschulen beispielsweise in Chemnitz oder der Oberlausitz weiter zu regionalisieren und in weiteren Schularten sicherzustellen.
Die Impulse zur Weiterentwicklung der Lehrerausbildung sollen aufgegriffen werden. So soll einerseits an den hohen Ausbildungskapazitäten von 2.400 universitären Lehramtsstudienplätzen festgehalten werden, andererseits sind die Modellstudiengänge zur Kooperation mit den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften oder aber die Stufenausbildung an der Universität Leipzig zu verstetigen. Mit einem Lehrkräftebildungsgesetz wollen wir den rechtlichen und strukturellen Rahmen setzen.
Die Studieninhalte wie das Referendariat gehören auf den Prüfstand – mehr Bildungspraxis, weniger Fachwissenschaft sowie die Integration des Referendariats ins Studium und eine frühzeitige Praxiserfahrung und Möglichkeit zum Teamteaching sind unser Ziel. Und wenn die Anforderungen an die Schule der Zukunft selbstständiges Lernen, digitale Kompetenzen, ein Verständnis für nachhaltige Entwicklung und praxisnahen Unterricht sind, muss sich dies auch in der Lehrkräftebildung widerspiegeln.
Wir erachten eine Weiterentwicklung des Lehramtsstudiums, der zugehörigen Abschlussprüfungen und des Referendariats für wichtig. Es gilt dabei nicht zuletzt, die Impulse der Kultusministerkonferenz aktiv aufzugreifen und neue Möglichkeiten zu nutzen.
Wir wollen die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern in einem Lehrkräftebildungsgesetz und nicht durch eine Lehramtsprüfungsordnung regeln. Dabei wollen wir Lehramtsstudiengänge von gleicher Qualität und Dauer, die sich an Schulstufen und nicht an Schularten orientieren. Wir streben eine größere Praxisnähe in der Lehrkräfteausbildung an. Praxisphasen im Studium sollten früher einsetzen und gut begleitet werden. Ein längeres Blockpraktikum oder ein Praxissemester sollte fester Bestandteil jedes Lehramtsstudiums sein. Entsprechend der neuen Beschlusslage der KMK sind wir offen für die Erprobung dualer Lehramtsstudiengänge in Sachsen. In allen Praxisphasen (schulpraktische Übungen, Praktika, Referendariat) muss genug Zeit und Gelegenheit gegeben sein für wissenschaftliche Reflexion und Rückkopplung mit der Hochschule.
Mit der Lehrplanüberarbeitung von 2019 wurde u. a. das Thema Medienbildung breiter als zuvor in den Schulen verankert und findet sich seither als thematischer Schwerpunkt in der 3. Phase der Lehrkräftebildung in der zentralen Herbstakademie. Wir streben an, dass sich Querschnittsthemen wie Medienbildung und Digitalisierung deutlicher und früher in der Lehrkräftebildung niederschlagen, also auch als obligatorische Module in der hochschulischen Ausbildung oder im Referendariat. Beispiele für solche Module gibt es, etwa „Digitale Medien in der Schule“ für Lehramtsstudierende an der Universität Leipzig und der TU Dresden. Ziel ist es, kompetenzorientierte Standards der Digitalisierung zu erarbeiten, zu erproben und in der Lehramtsausbildung zu verankern. Wir unterstützen solche Ansätze ausdrücklich.
Um für alle Schularten, Fächer und Regionen Sachsens ausreichend Lehrkräfte zu gewinnen, wollen wir Lehrkräfte auch jenseits der Universitätsstandorte aus-, fort- und weiterbilden. Wir unterstützen den Aufbau und die Erweiterung von Lehrerausbildungsstätten im ländlichen Raum, um den „Klebeeffekt“ zu nutzen. Es ist richtig, Lehrkräfte dort auszubilden, wo sie besonders dringend gebraucht werden. Dies gilt auch für Referendarinnen und Referendare für Ober- und Förderschulen sowie Gymnasien. Dabei ist abzuwägen, wo die Einrichtung von Studierendengruppen trotz Unterschreitung der Mindestgröße sinnvoll und wichtig ist – das gilt insbesondere für die Ausbildungsstätte in Löbau, aber auch für die berufsbegleitende Qualifizierung von Seiteneinsteigenden an der TU Chemnitz.
Der Schwerpunkt des Lehramtsstudiums muss auf der Vermittlung didaktischer Kenntnisse liegen. Die fachlichen Inhalte sollten sich, besonders in den mathematischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen, stärker an den Bedürfnissen der Unterrichtspraxis orientieren. So ließe sich auch verhindern, dass weiterhin so viele Studierende ihr Studium in diesem Bereich abbrechen. Die Praxisanteile in der Lehramtsausbildung sollten deutlich erhöht werden.
Die zweite Phase der Lehramtsausbildung, das Referendariat, ist unbedingt für alle Bewerbenden zu gewährleisten, wir dürfen hier niemanden verlieren. Zugleich muss im Referendariat mehr unterstützend als abprüfend an die Ausgebildeten herangegangen werden. Viele empfinden diese Phase als emotional belastend und brechen sie ab, sodass Sachsen Menschen für das Lehramt verliert. Im Referendariat sollte in Bildungsseminaren und an den Ausbildungsschulen stärker individuell auf die Referendarinnen und Referendare eingegangen und die Qualität der Ausbildung mit Bezug zur Praxis weiter vertieft werden. Die neueren Herausforderungen des Schulalltags (Inklusion, Digitalisierung, Veränderungen der Lebenswirklichkeiten) müssen eine angemessene Rolle spielen.
Wir setzen uns für eine Regionalisierung der Lehramtsausbildung ein. Auf diese Weise können wir Lehrerinnen und Lehrer besser für die Regionen im Freistaat gewinnen, in denen der Lehrkräftemangel am höchsten ist. Dazu sollten Außenstellen der Universitäten in Ost- und Westsachsen errichtet werden. Zudem wollen wir prüfen, ob das Lehramtsstudium zum Dualen Studium weiterentwickelt werden kann. So bekäme es mehr Bezug zur Praxis und wäre besser regional verankert. Lehrkräfte sollten nach Schulstufen statt nach Schularten ausgebildet werden, damit sie flexibel für die jeweiligen Altersstufen einsetzbar sind. Wir müssen jungen Menschen, die heute Lehrkraft werden wollen, Flexibilität und Chancen für ihre persönliche Entwicklung bieten.
Die Ausbildung des pädagogischen Personals muss reformiert werden: Vom Beginn des Studiums an muss es eine duale Ausbildung der Studierenden geben, die früh den Praxisbezug des Studiums sichert und auf die Aufgaben des Berufs vorbereitet.
Wir Freie Demokraten wollen die Lehrerausbildung reformieren. Durch die lange Studienzeit und das anhängende Referendariat stehen vollwertige Lehrkräfte erst sehr spät im Beruf. Gleichzeitig reichen die bestehenden Möglichkeiten, schon im Studium den Unterricht an den Schulen kennenzulernen, aus unserer Sicht nicht aus. Gleichzeitig sind die fachakademischen und die praktischen Anteile des Studiums ins Ungleichgewicht geraten.
Inhaltlich setzen wir uns für eine Stärkung des Anwendungsbezugs und der Vermittlung von Fähigkeiten für den Unterrichtsalltag ein. Strukturell wollen wir in Sachsen eine duale Lehrerausbildung einführen, bei der Lehrkräfte gegen eine Vergütung an den Schulen eingesetzt werden. Durch diese Verschränkung von erster und zweiter Phase der Lehrerbildung sollen die Studierenden schon früh in den Unterrichtsalltag eingebunden werden und so Praxiserfahrungen sammeln, während sie selbst die Lehrkräfte an den Schulen vor Ort unterstützen können. Darüber hinaus setzen wir uns für die landesweite Etablierung von Aufstiegsstudiengängen für die Berufsschulen ein: Beruflich Qualifizierten, das heißt Praktikern mit Berufs- und idealerweise Ausbildungserfahrung wollen wir ebenfalls einen Einstieg in ein maßgeschneidertes berufsbegleitendes Studium bieten.
Neben dem regulären Lehramtsstudium gibt es weitere vielfältige Wege in den Lehrerberuf. Wir Freie Demokraten sehen Seiteneinsteiger nicht nur als Lückenbüßer, sondern als potenzielle Bereicherung für die Kollegien unserer Schulen. Wir wollen ihnen bestmögliche Unterstützung bieten, um den „Praxisschock“ zu verhindern, wenngleich wir weiterhin auf befristete Verträge setzen, um nicht geeignete Kollegen nicht unnötig lange im System zu halten.
Die FREIEN WÄHLER haben bereits im Februar 2023 die Einführung eines dualen Lehramtsstudiums gefordert. Durch den Beschluss der KMK vom 15. März 2024 sehen wir uns in unserer Ansicht bestätigt, zumal bereits andere Bundesländer das duale Studium planen bzw. eingeführt haben. Hier besteht nunmehr die Gefahr, dass Sachsen den Anschluss im deutschlandweiten Wettbewerb verliert. Das duale Lehramtsstudium soll sicherstellen, dass die Pädagogik, also die Arbeit mit vorwiegend jungen Menschen, zeitiger und erlebbarer für die Studenten gestaltet wird.
Bezüglich der Regionalisierung der Lehrerausbildung stellen wir uns unter anderem die Einrichtung von Ausbildungszentren oder -programmen in verschiedenen Regionen vor, um angehende Lehrkräfte näher an die tatsächlichen Bedingungen ihrer zukünftigen Arbeitsorte heranzuführen. Hier gilt es, den spezifischen Anforderungen der Schulen in ländlichen Gegenden oder strukturschwachen Regionen gerecht zu werden. So könnten Lehrerausbildungseinrichtungen, Universitäten oder pädagogische Institute enger mit Schulen in diesen Gebieten zusammenarbeiten, um praxisnahe Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen.