Der SLV fordert, dass Lehrpläne und Stundentafeln erneut auf den Prüfstand gestellt werden. Politische Bildung, Medienbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung müssen noch stärker in den Schulfächern etabliert werden. Die Überarbeitung der Lehrpläne sollte durch praktizierende Lehrkräfte erfolgen, die dafür Abminderungen oder eine Bezahlung erhalten.
Welche konkreten Maßnahmen plant Ihre Partei, um Lehrpläne und Stundentafeln zu überarbeiten und politische Bildung, BNE sowie Medienkompetenz stärker im Unterricht zu verankern?
Lehrpläne und Lehrplaninhalte sind die Grundlage für einen bestmöglichen Schulabschluss und eine erfolgreiche berufliche Karriere.
Wir wollen bei der Weiterentwicklung der Lehrpläne die basalen Kompetenzen wieder in den Mittelpunkt rücken. Eine Überarbeitung der Lehrpläne ist ein Prozess, der auch durch externe Kompetenzen begleitet werden sollte und sich auf die Bedeutung des individuellen Kompetenzerwerbs, statt auf starres Wissen fokussieren muss. Dabei werden wir fächerübergreifend auch Wert darauflegen, dass Querschnittsthemen wie Medienbildung, BNE, Gesundheitsförderung und kulturelle Bildung stärker als bisher Beachtung finden.
Ausgehend von den Vorschlägen zum „Bildungsland Sachsen 2030“ ist eine Weiterentwicklung geboten. Der Landesgesetzgeber hat dabei den rechtlichen Rahmen im Schulgesetz oder mit einem Lehrkräftebildungsgesetz abzustecken und Grundzüge des sächsischen Bildungswesens festzulegen. Zudem braucht es eine Überarbeitung der Stundentafeln und Lehrpläne. Insbesondere bei der Überarbeitung der Lehrpläne ist die Perspektive aus Schulpraxis und Bildungsforschung von besonderer Bedeutung, weshalb dieser Prozess weiterhin Lehrplankommissionen vorbehalten bleiben soll.
Die Gründung eines Landesinstituts für Schulentwicklung soll einen Beitrag zur Schulentwicklung leisten, es soll die Schulen begleiten und zum wechselseitigen Transfer neuester Erkenntnisse in Bildungsforschung, Schulpraxis und Lehrkräftebildung beitragen. So werden auch die hier erwähnten Querschnittsthemen in den verschiedenen Phasen der Lehrkräftebildung und Schulpraxis gestärkt. Über den Ausbau der Schulbudgets soll zudem die Kooperation mit außerschulischen Bildungspartnerinnen und Bildungspartnern gestärkt werden, um unter anderem Angebote der Gewalt- und Suchtprävention, der Sexualpädagogik, der Demokratieerziehung oder auch der Umweltbildung besser einbeziehen zu können.
Wir sehen die Aufgabe von Schule darin, junge Menschen fit zu machen für ihren individuellen Weg in einer zunehmend komplexen Welt. Dafür braucht es keine Reproduktion von Wissen, sondern die Ausbildung von Kompetenzen. Wir setzen uns deshalb für schlanke, durchgehend kompetenzorientierte Rahmenlehrpläne und eine Stärkung der Basiskompetenzen als Grundstein für einen erfolgreichen Lern- und Bildungsweg ein. Dabei halten wir an den bundesweit definierten Bildungsstandards fest, wollen aber mehr pädagogische, didaktische und organisatorische Freiheiten für die einzelne Lehrkraft und die Schulleitungen.
Mit der Lehrplanüberarbeitung 2019 wurden die Themen politische Bildung, Medienbildung sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung als Querschnittsthemen breiter als zuvor in den Lehrplänen aller Schularten und Fächer verankert. Das war und ist richtig so. In einer digitalisierten Welt sind medienpädagogische und informatische Grundkompetenzen unverzichtbar. Dazu gehört die selbstbestimmte, reflektierte Nutzung von Medien ebenso wie ihr kreativer und konstruktiver Einsatz. Die Fähigkeit, Informationen kritisch zu prüfen und einzuordnen, sowie Wissen um Verbraucher- und Datenschutzbelange sind für uns wichtige Elemente von Medienkompetenz. Bildung für nachhaltige Entwicklung und das Konzept des Globalen Lernens liegen uns BÜNDNISGRÜNEN besonders am Herzen. Sie müssen als übergreifendes, ganzheitliches Konzept Eingang in alle Lehrpläne wie auch in die Aus-, Fort- und Weiterbildung aller pädagogischen Fachrichtungen finden. Auch die Stärkung der politischen Bildung als fächerübergreifende Schulkultur gehört für uns zu einem ganzheitlichen Bildungsverständnis.
Wir fordern Rahmenlehrpläne, die mehr Freiräume für Lehrende und Lernende lassen und es ihnen ermöglichen, sich stärker an den lebensweltlichen Belangen von Schülerinnen und Schülern zu orientieren. Der Unterricht soll von vornherein stärker projektbezogen und handlungsorientiert angelegt werden. Wir wollen prüfen, inwieweit in den Lehrplänen und Stundentafeln die wichtigen Themen Politische Bildung, Medienbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung stärker berücksichtigt werden können. Daneben setzen wir uns für eine Stärkung der musischen Fächer ein. Rahmenlehrpläne sollen dazu genutzt werden, die Berufsbilder und Lehrinhalte an die Bedingungen unserer Zeit anzupassen.
Wir wollen ein zusätzliches Fach „Medienkunde“ einführen. Medien bestimmen unseren Alltag, besonders die neuen digitalen und sozialen Medien haben an Bedeutung gewonnen. Eine mündige und verantwortungsvolle Mediennutzung setzt eine stetig wachsende Medienkompetenz voraus, deren Grundlagen bereits im Schulunterricht geschaffen werden sollten. Ziel muss es sein, Lernende Lehrkräfte und Eltern bei der Nutzung digitaler Medien zu unterstützen.
Wir wollen die Rahmenlehrpläne reformieren. Dabei wollen wir weniger stark die Kompetenzen der Schüler in den Mittelpunkt stellen, sondern klare, verbindliche Lerninhalte. Die Rahmenlehrpläne müssen Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen umfassen.
Wir Freie Demokraten wollen die Selbstmotivation, Ehrgeiz und Leistungswillen in den Mittelpunkt stellen und praktische Lösungskompetenzen stärker fördern. Dafür wollen wir eine Lehrplanüberarbeitung. Hochschulen, aber auch allgemeinbildende Schulen und Berufsfachschulen sowie Berufsverbände sollen sehr viel stärker als bisher beratend in die Erstellung von Lehrplänen mit einbezogen werden. Wir werden das Kurssystem mit seinen Wahlmöglichkeiten ab der 9. Klasse einführen und Geografie und GRW (Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft) als Leistungskurse anbieten. Praxisorientierung, projektorientiertes Lernen und die Zusammenarbeit mit externen Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft müssen der Regelfall an unseren Schulen werden.
Wir wollen in der Sekundarstufe I ein neues Fach schaffen, dass sich explizit mit Fragen der Wirtschafts- und Finanzbildung beschäftigt und Anknüpfungspunkte für die fächerübergreifende Berufsbildung bietet. Die Erlangung digitaler Kompetenzen und von Medienkompetenzen sollte durchgängiges Prinzip des Curriculums sein. In Zeiten, in denen die Demokratie durch Polarisierung und politischen Extremismus bedroht wird, hat die politische Bildung als Teil der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer und als fächerübergreifende Aufgabe einen Platz an der Schule verdient, der nicht infrage gestellt werden darf.
Es ist für uns zentrales Ziel, die Lehrpläne zu modernisieren. Wir sind im 21. Jahrhundert und die Lehrpläne haben sich bislang kaum daran angepasst. Zum einen gilt es, die Schüler auf das Leben nach der Schule besser und praxisorientierter vorzubereiten. Hier bedarf es nicht nur eines „praktischen Tages“. Vielmehr sollten längerfristige Projekte zusammen mit IHK und Handwerkskammern initiiert werden, um Theorie und Praxis besser zu verzahnen.
Die Künstliche Intelligenz (KI) wird die Schule und das Lernen zwangsläufig in der Zukunft prägen. Damit müssen alle Beteiligten lernen, umzugehen. Schulen werden sich verändern müssen; von Orten, in denen bislang die richtigen Antworten im Mittelpunkt standen, hin zu Einrichtungen, in denen es darum gehen muss, die richtigen Fragen zu stellen.
Ebenfalls muss zum Beispiel darüber nachgedacht werden, ob es in Zeiten von KI noch nötig sein wird, eine zweite Fremdsprache zu unterrichten. Wir brauchen aus unserer Sicht völlig neue Denkansätze und keine Denkverbote bei der Modernisierung der Lehrpläne.
Als sehr wichtig sehen wir es an, dass wir verstärkt Medienpädagogik in den Lernstoff einbauen. Das wird derzeit fatal vernachlässigt.
Beim Thema politische Bildung möchten wir vor allem die Debattierfähigkeiten fördern. Debattierclubs und -teams sollen an allen Schulen üblich sein. Schüler sollen ermutigt werden, an Debattierwettbewerben teilzunehmen, ggf. auch im internationalen Austausch. Nur so lernen Schüler, sich mit politischen Problemfeldern auseinanderzusetzen, sich gegenseitig zuzuhören und Argumente auf sich wirken zu lassen.