Im Einstellungsverfahren zur Vorbereitung des Schulhalbjahres 2020 hat sich erneut gezeigt: Die Wünsche der jungen Lehrergeneration entsprechen nicht immer den Einstellungsbedarfen. Fast die Hälfte der grundständig ausgebildeten Bewerber hat eine Gymnasiallehrerausbildung und über 70 Prozent (!) der Junglehrer aller Schularten wollen nach Dresden oder Leipzig. „Wo es keine Bewerber gibt, kann man sie auch nicht einstellen, verbeamten und gut bezahlen“, konstatiert Jens Weichelt, Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbandes.
Der Sächsische Lehrerverband möchte die jungen Lehrerinnen und Lehrer ermuntern, sich in den Bedarfsregionen von der guten Ausstattung der Schulen zu überzeugen. Diese Städte und Gemeinden haben ebenfalls ihre Vorzüge und sind lebenswert. Mieten und Bauland sind deutlich günstiger als in Leipzig und Dresden. Nette Menschen, Freizeitangebote, Sportstätten, Musik und Theater gibt es in allen sächsischen Regionen.
„In allen Bedarfsregionen gibt es sehr gute Schulen und in allen Schularten können ausgebildete Lehrer verbeamtet und nach Besoldungsgruppe A 13 bezahlt werden. Ich möchte alle jungen Lehrer in Sachsen und darüber hinaus ermuntern, dort zu unterrichten, wo Schüler, Eltern und Pädagogen dringend auf neue Lehrer warten“, appelliert Jens Weichelt an den Lehrernachwuchs.
Es ist für den Sächsischen Lehrerverband auch vorstellbar, dass junge Lehrer für eine bestimmte Zeit in Bedarfsregionen unterrichten und dann im Gegenzug einen Anspruch auf Einsatz in ihrer Wunschregion erlangen.
Viele Millionen Euro werden alljährlich in die Lehrerausbildung investiert. Die Kapazitäten der Lehramtsstudiengänge liegen in Sachsen über den eigenen Bedarfen, weil auch Abiturienten aus anderen Bundesländern gern hier studieren. Ein Dilemma entsteht, wenn der eigene Lehrernachwuchs aber nicht in ausreichender Zahl in bestimmten Regionen unterrichten möchte – aus nachvollziehbaren oder weniger nachvollziehbaren Gründen. Dann werden Seiteneinsteiger eingestellt, für deren Ausbildung erneut viel Geld ausgegeben werden muss.
„Die universitäre Lehrerausbildung muss viel stärker in die Bedarfsregionen verlagert werden. In den Koalitionsverhandlungen muss diese Chance genutzt werden, sonst werden wir auch in zehn Jahren noch Lehrermangel haben“, konstatiert Jens Weichelt.
Zur künftigen bedarfsgerechteren Lehrerversorgung müssen nach Auffassung des SLV die Studiengänge an den Universitäten in Leipzig, Dresden und Chemnitz langfristig gesichert werden. An der TU Chemnitz ist eine Ausweitung der Lehrerausbildung auch auf die Studiengänge für weitere Schularten unerlässlich, um eine flächendeckende Lehrerversorgung im gesamten Freistaat zu gewährleisten. Zusätzlich muss nach Auffassung des SLV die Lehrerausbildung stärker regionalisiert werden, indem Außenstellen der Universitäten in Westsachsen und Ostsachsen eingerichtet werden.
Weitere Informationen:
→Erweiterung der Lehrerausbildung an der TU Chemnitz sichert Lehrerversorgung für ganz Sachsen