Aktuelles

Statements der Parteien zum Thema „frühkindliche Bildung“

Der sächsische Bildungsplan stellt hohe Ansprüche an die Qualität frühkindlicher Bildung. In den zurückliegenden Jahren wurden mit der Senkung des Betreuungsschlüssels und der Gewährung von zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit für Erzieherinnen und Erzieher die Rahmenbedingungen verbessert. Sächsischer Lehrerverband und Sächsischer Erzieherverband im SLV sehen in einer weiteren Stärkung frühkindlicher Bildung ein großes Potential für den Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen.

a. Welche Vorstellungen hat Ihre Partei zur weiteren Stärkung frühkindlicher Bildung?

b. Laut einer Umfrage des Sächsischen Erzieherverbandes im Jahr 2017 leisteten Beschäftigte in Kindertagesstätten durchschnittlich vier Stunden wöchentlich zur Vor- und Nachbereitung in ihrer Freizeit. Kann sich Ihre Partei die Gewährung weiterer Stunden für Vor-und Nachbereitungszeit der Erzieherinnen und Erzieher vorstellen?

c. Sachsen hat im Ländervergleich die höchste Fachkraft-Kind-Relation. Welche Maßnahmen beabsichtigt Ihre Partei zu deren Verbesserung?

d. Erzieherinnen und Erzieher wünschen sich mehr Zeit für jedes einzelne Kind. Kann sich Ihre Partei eine Obergrenze der Gruppengrößen (bei offener Kinderbetreuung: fiktiver Gruppengrößen) vorstellen?

Sächsische Union

Wir haben seit 2015 eine stufenweise Verbesserung des Personalschlüssels in Kindergärten und Kinderkrippen umgesetzt und ab Mitte dieses Jahres zusätzlich bis zu zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit pro Woche für Erzieherinnen und Erzieher sichergestellt. Wir verbessern die Betreuungssituation für alle Kinder weiter, indem wir zum Beispiel Abwesenheitszeiten durch Urlaub, Krankheit und Fortbildung bei der Berechnung des Betreuungsschlüssels berücksichtigen und den weiteren Ausbau multiprofessioneller Teams voranbringen.

SPD Sachsen

Mit der Absenkung des Betreuungsschlüssels, der Einführung der Vor- und Nachbereitungszeit und der besseren Unterstützung der Kommunen hat sich die Finanzierung der Kinderbetreuung deutlich verändert. Um eine transparente und verbesserte Betreuungsrelation festzuschreiben, wird die SPD Sachsen das sächsische Kita-Gesetz novellieren. Erkenntnisse aus der Evaluation zur mittelbaren pädagogischen Tätigkeit (Vor- und Nachbereitungszeit) sollen hier ebenso einfließen. Für die SPD bleibt es wichtig, dass in den Einrichtungen pädagogische Fachkräfte eingesetzt und umfangreiche Betreuungszeiten angeboten werden.

Die schrittweise Verbesserung des Betreuungsschlüssels setzen wir fort: Die Personalausstattung in den Kinderkrippen, Kindergärten und in den Horten soll künftig auch Fehlzeiten, die durch Urlaub, Mutterschutz, Krankheit oder Weiterbildung entstehen, abfedern können. Durch diesen „ehrlichen Betreuungsschlüssel“ wird die Fachkraft-Kind-Relation verbessert. Langfristig ist dafür die Einstellung von rund 6.000 zusätzlichen Erzieherinnen und Erziehern notwendig.

Bündnis 90/Die Grünen

Wir GRÜNE wollen den Personalschlüssel weiter verbessern: Auf 1:4 in der Krippe, auf 1:10 in der Kita und auf 1:16 im Hort. Kindertageseinrichtungen in einem herausfordernden sozialen Umfeld wollen wir mit einem Bildungsbonus, d.h. mit zusätzlichen Stellen und finanziellen Mitteln, unterstützen. Unser Ziel ist es, dass jedes Kind nicht nur betreut, sondern optimal in seiner Entwicklung gefördert werden kann. Kitas sind Bildungseinrichtungen.

Die Forderung nach einer Gewährung weiterer Vor- und Nachbereitungszeit unterstützen wir. Die bisher vereinbarten maximal zwei Stunden können höchstens ein Einstieg sein. Eine „Untergrenze“ für die Gewährung von Vor- und Nachbereitungszeit entspricht nicht der Realität in den Kitas und wird von uns abgelehnt. Wir sind auch offen für weitere Ansätze, den Betreuungsschlüssel „ehrlicher zu machen“, etwa durch Berücksichtigung von Abwesenheitszeiten durch Krankheit, Urlaub und Weiterbildung der Beschäftigten oder eine nur stufenweise Einberechnung von Teilnehmer*innen der berufsbegleitenden Fort- und Weiterbildung auf den Personalschlüssel. Damit wird deutlich zwischen dem Personal-/Betreuungsschlüssel und der Fachkraft-Kind-Relation unterschieden. Während der erste Wert eine fiktive Berechnungsgrundlage darstellt, hilft der zweite Wert zu erkennen, für wie viele Kinder ein*e Erzieher*in tatsächlich zuständig ist. Ziel ist es, dass ein*e Erzieher*in ganz konkret mehr Zeit für das einzelne Kind hat. Eine Begrenzung der Gruppengröße kann diesem Ziel dienlich sein.

Für alle dies braucht es Personal. Die Erzieher*innen-Ausbildung muss attraktiver werden: Wir wollen das Schulgeld abschaffen, die Bezahlung verbessern und Kitas als Praxisort stärken. Die Forderung nach einer Anrechnung der Praxisanleitung unterstützen wir, ebenso Ausbildungsmodelle mit Vergütung. Bei der Weiterentwicklung der Erzieher*innen-Ausbildung ist uns die Einstufung auf Level 6 im Deutschen Qualifikationsrahmen wichtig.

DIE LINKE

Um im Bereich der frühkindlichen Bildung grundsätzliche Reformen anzustoßen und längerfristig eine Beitragsfreiheit zu erreichen, wollen wir auch im frühkindlichen Bildungsbereich die Verantwortlichkeit des Freistaates stärken. Wir werden ausreichend wohnortnahe und barrierefreie Betreuungsplätze bereitstellen. Wir wollen, dass unsere Jüngsten in kleinen Gruppen mit einem Betreuungsschlüssel von 1:4 in der Krippe, 1:5 in der Kindertagespflege, 1:10 im Kindergarten und 1:17 im Hort bestmöglich betreut und gefördert werden. Technisches Personal, Hilfspersonal und Auszubildende sind dabei nicht auf den Betreuungsschlüssel anzurechnen.

Kurzfristig wollen wir zur stufenweisen Erreichung der Beitragsfreiheit in Kindertagesstätten eine Kostenteilung zwischen Land, Kommunen und Eltern im Verhältnis von 50:35:15 Prozent erreichen. Das letzte Kitajahr stellen wir beitragsfrei. Damit entlasten wir Eltern wie auch Kommunen. Mittelfristig schaffen wir die komplette Beitragsfreiheit für den Kitabesuch. Die Kosten hierfür trägt der Freistaat.

Um den Anforderungen für Entwicklungsdokumentationen und Elternberatung Rechnung zu tragen, werden wir 20 Prozent der Arbeitszeit für diese Aufgaben anrechnen. Krankheits-, Weiterbildungs- und Urlaubstage werden wir in die Berechnung des Betreuungsschlüssels mit einbeziehen. Damit sich die Erzieher*innen voll und ganz auf die Kinder konzentrieren können, braucht es zusätzliches Personal, unter anderem in Form von Verwaltungsassistent*innen.

FDP

Bildung beginnt nicht erst in der Grundschule. Für uns hat daher die frühkindliche Bildung in den Kindertagesstätten und der Kindertagespflege einen hohen Stellenwert. Sie beeinflusst maßgeblich spätere schulische Erfolge. Wir brauchen gut ausgebildetes Personal, bessere Betreuungsschlüssel und bestens ausgestattete Kitas, um allen Kindern optimale Bildungschancen zu eröffnen. Qualität in der Kita steht für uns an erster Stelle. Erzieher müssen Freiräume bekommen, jedes Kind individuell zu fördern.

In den kommenden Jahren brauchen wir insbesondere auch im Hort einen besseren Betreuungsschlüssel. Zudem haben kleine Einrichtungen Probleme, Vor-und Nachbereitungszeiten auch in der Praxis umzusetzen. Wir wollen sie daher unterstützen, die Personalsituation über den geforderten Betreuungsschlüssel hinaus zu verbessern. Die Einführung einer Gruppenobergrenze, also der maximal zu betreuenden Kinder sollte gut überlegt sein, denn Krankheit von Erziehern kann so schnell zu Schließungen ganzer Gruppen führen. Es sollte daher Augenmerk darauf gelegt werden, insgesamt mehr Erzieher einzusetzen. Die umzusetzenden Maßnahmen können aber nur dann erfolgreich sein, wenn genügend Erzieher vorhanden sind. Derzeit müssen Betreuungsverträge gekündigt werden, weil Personal auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr verfügbar ist.

Wir wollen die Ausbildung zum Erzieher attraktiver gestalten. Dazu gehört die Übernahme des Schulgeldes durch das Land und die Zahlung einer Ausbildungsvergütung. Unser Ziel ist es, die Ausbildungszeit bei der Kombination von Sozialassistent und Erzieher zu verkürzen. Bisher muss vor Beginn der Ausbildung eine zweijährige Tätigkeit als Sozialassistent absolviert werden. Für alle Abiturienten und Bewerber mit einer anderweitigen abgeschlossenen Berufsausbildung oder einem Hochschulstudium wollen wir die Voraussetzung abschaffen.

AfD

Die AfD fordert eine Neuausrichtung der frühkindlichen Bildung und Erziehung auf der Grundlage bewährter Erfahrungen. Kinder benötigen von Anfang an feste Regeln und Grenzen sowie eine liebevolle, aber straffe Führung.
Sie sollen verstehen, dass sie viel Interessantes lernen und immer schwierigere Aufgaben lösen können, wenn sie sich anstrengen. Erzieher und Eltern sind Vorbilder und brauchen Erziehungsautorität, denn nur so können Kinder Vertrauen, Geborgenheit, Sozialisation und Lernmotivation entwickeln. Die allgemeine Schulfähigkeit der Kinder auf hohem Niveau, Freude am Lernen und eine gesunde Leistungsbereitschaft müssen wieder Ziel der frühkindlichen Erziehung sein. Wir wollen den Sächsischen Bildungsplan entsprechend ändern.

Erzieher müssen genügend Zeit zur Vor- und Nachbereitung von Beschäftigungen erhalten. Dazu gehört auch die Überprüfung des derzeitigen Betreuungsschlüssels, da weder der Urlaub der Erzieher, noch eventuelle Ausfälle durch Krankheit berücksichtigt werden. Auch die langen Öffnungszeiten dünnen die Personaldecke aus. Bei Vorliegen der personellen Voraussetzungen plädieren wir für die Einführung einer Obergrenze bei Gruppengrößen. Die Schlüsselfunktion der frühkindlichen Erziehung für den späteren Schulerfolg kann jedoch nicht auf eine Betreuung in Krippen und KITAS sowie einen verbesserten Betreuungsschlüssel reduziert werden. Wesentlich dafür ist die sich nach der Geburt innerhalb der ersten drei Jahre entwickelnde individuelle Bindung zum Kind. Diese ist am besten innerhalb einer stabilen Familie gewährleistet. Eine offene Betreuung mit wechselnden Bezugspersonen lehnen wir ab.

Freie Wähler Sachsen

a. Frühkindliche Bildung wirkt sich nachhaltig positiv auf die zukünftigen Bildungs- und Lernprozesse unserer Kinder aus und trägt maßgeblich dazu bei, Chancengleichheit zu schaffen. Frühkindliche Bildung heißt Bildung und ist damit vom Freistaat zu finanzieren.

b. Die Gewährung weiterer Stunden für Vor- und Nachbereitungszeit der Erzieherinnen und Erzieher sollte schrittweise erfolgen.

c. Der Betreuungsschlüssel sollte im Hortbereich weiter abgesenkt werden.

d. Im Sinne einer besseren individuellen Betreuung der Kinder in den Einrichtungen ist eine Festlegung von Gruppengrößen notwendig.

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